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Ein neues Krankheitsbild in der psychiatrischen Forschung


Es ist einmal wert, die Pathologie des Narzissmus, wie er sich bis in Extreme hinein ausdrücken kann, zu beschreiben. Interessant ist dies unter dem Aspekt, da sich aus der phänomenologischen Beschreibung bestimmter Personen und langjähriger Forschungsarbeit, ein sehr detailliertes Krankheitsbild ableiten lässt, das bislang in dieser Weise noch nicht zur Darstellung kommen konnte, wenn auch Elemente daraus bekannt sind. Für die psychiatrische Krankheitslehre, die ja ständig erweitert wird, erscheint es wertvoll, dieses Krankheitsbild näher zu betrachten, dass es, nach vorsichtigen Schätzungen, häufiger auftritt.


Narzissmus mit „spiritueller“ Selbsterhöhung

Der erste Fall, der in die Untersuchung aufgenommen wurde, ereignete sich vor einigen Jahren in München. Bei diesem Fall steigerte sich die vorliegende Hybris und Selbstüberschätzung der erkrankten Person, einer wohlhabenden Ärztin, in der Art, dass in einem Gerichtsprozess folgende groteske Situation entstand. Ein Patient klagte gegen die Ärztin, weil diese ihm die Einsicht und Herausgabe seiner Patientenakte verweigert hatte. Der Narzissmus der Ärztin war jedoch so groß, dass sie – so unvorstellbar sich das auch anhört – vor Gericht die Aussage tätigte, dass sie dem Patienten die Akte nicht geben könne, weil sie diese während des laufenden Prozesses verbrannt hätte. Das gab sie in äußerst dreister und selbstherrlicher Weise unter Missachtung jeglicher Mitarbeit bei einem juristischen Prozess gegen sie an. Begründend sagte sie noch dazu, dass der Patient so ein schlechter Mensch sei, dass er ihre Akte nicht verdient habe. Größte Genugtuung und Machtdemonstration zog diese Ärztin aus ihrem Verhalten vor Gericht. Es lag eine Absicht hierin, die Absicht zu demütigen und sich über andere zu stellen.

Hier erscheint ein sehr prägnantes Bild einer hochgradigen narzisstischen Persönlichkeitsstörung beziehungsweise eines malignen Narzissmus, bei der sich der davon Betroffene über das Gericht und die gültigen Gesetze stellt. In Selbstüberhöhung gibt der maligne Narzisst hier das Gesetz vor, entscheidet über gut und böse und maßt sich an, die subjektiv als böse festgelegten Menschen zu bestrafen. Es gibt außer der eigenen Wirklichkeit keine übergeordnete moralische Instanz mehr.

Personen mit diesem Krankheitsbild geben sich in höchst eigensinniger Weise für etwas ganz Besonderes aus. Sie sehen sich meist als große Persönlichkeiten, die in der Zukunft eine bedeutende Rolle für die Menschheit einnehmen werden. Beispielsweise sieht sich die erwähnte Ärztin als zukünftige Inkarnation einer göttlichen Instanz, des indischen Satya Sai Baba. Meterhohe Bilder von ihm hingen in ihrem Haustempel. Ein anderer Krankheitsfall, der hier als Beispiel dienen soll, sieht sich einerseits als die Wiedergeburt eines höchsten Würdenträgers des esoterischen Tempelritterordens und andererseits aktuell als Weltenlehrer, der zur Rettung und Reformation der Anthroposophie, einer spirituellen Bewegung, die auf Rudolf Steiner zurückgeht, auserkoren ist.

Es ist signifikant, dass dieses Krankheitsbild in besonderem Maße im spirituellen Sektor auftritt. Der bestehende Narzissmus lädt sich durch die hinzukommende geistige Überheblichkeit in seiner Psychodynamik sehr stark auf. Ein größter Wahrheitsanspruch mit enormen Befugnissen, z.B. andere zu verurteilen und zu verfolgen, wird von den Erkrankten hieraus abgeleitet. Es besteht eine äußerst lebhafte und überzogene Einbildungskraft, die aus psychiatrischer Sicht wie ein typischer Größenwahn erscheint. Ein international hoch angesehener forensischer Psychiater und Gutachter hat bereits ein Gutachten über eine von diesem Krankheitsbild betroffene Person erstellt und hierin eine ausgeprägte Selbstüberschätzung attestiert.


Kritikunfähigkeit und das Nutzen von Kritik für Angriffe

Ein sehr zentrales Charakteristikum der hier beschriebenen Krankheit ist die Unfähigkeit, mit Kritik umzugehen. Man kennt dieses Phänomen bei Narzissten, die sehr leicht mit Aggressionen reagieren, wenn an ihnen nur die leiseste Kritik geäußert wird oder sie mit unliebsamen Tatsachen konfrontiert werden.

Alle beobachteten Krankheitsfälle reagierten auf inhaltlich-konstruktive Kritik mit schwersten Vorwürfen, Verwünschungen und einer öffentlichen Verfolgung ihrer Kritiker als Verbrecher oder Sekte. Jeder, der es wagt sich von ihnen abzuwenden, gilt als Verräter. So war es in einem Fallbeispiel so, dass ehemalige Patienten, die sich aufgrund von Unstimmigkeiten im Rahmen einer ärztlichen Behandlung an die zuständige Ärztekammer gewendet hatten, daraufhin als Sekte verfolgt wurden.

Die Kritik an diesen schwer erkrankten Personen oder das Aufdecken von Unstimmigkeiten in deren Lebensverhältnissen ist oft der Ausgangspunkt einer andauernden Verfolgungsaktion, die mit ausgesprochener Verbissenheit und enormen Aufwand betrieben wird. Beispielsweise stellt ein Erkrankter ein knapp hundert Seiten umfassendes Diffaminierungsschreiben zusammen und sendet es im Rahmen einer groß angelegten Hetzkampagne an tausende Personen. Nach dem psychiatrischen Diagnoseinstrument DSM V gilt gerade die übermäßige Beschäftigung mit einer außergewöhnlichen Fantasie bezüglich der eigenen Machtausübung über andere als ein Kriterium für das Vorliegen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung.

Jegliche Kritik an diesen Personen ist vergebens und schädlich für den, der sie übt. Es ist in der Literatur und bei Menschen, die schon Erfahrungen mit Narzissten gemacht haben, bekannt, dass es am besten ist, nichts mit ihnen zu tun zu haben. Es gibt viele Ängste vor diesen Personen, die sich aber auch hierin äußern kann, dass man sie nicht ausreichend ernst nimmt oder verharmlost. Die Auseinandersetzung mit ihnen muss aber dennoch erfolgen, denn sonst bleiben sie unerkannt und können weiter ihr perfides Spiel treiben. Wichtig dabei aber erscheint, keinerlei Erwartungshaltung gegenüber dem Erkrankten aufzubauen. Die Hoffnung, dass er sich bessern könnte, ist illusionär. Es gibt keine Einsicht in Bezug auf von anderen geäußerte Kritik. Sie sind nicht fähig, aus Fehlern zu lernen und üben immer wieder dasselbe schädliche Verhalten aus, obwohl sie wissen, dass es anderen schadet. Gerade aber hierin kommt bei diesem Krankheitsbild Sadismus zum Vorschein, der bewusst und absichtlich Schaden setzt und daran Freude hat.

Die fehlende Reue und Einsicht in schädigendes Verhalten liegt auch an dem ausgesprochenen Mangel an Selbstreflexion, die diese Erkrankten an den Tag legen. Sie sind nicht dazu in der Lage, über sich und ihr Wirkungen auf andere nachzudenken und ein Gefühl für den anderen zu entwickeln. Vielmehr sehen sie einzig sich selbst im Mittelpunkt. Andere Personen interessieren sie nur in dem Sinne, wie sie diese für ihre eigenen Absichten benutzen können. Wer Kritik übt, wird bestraft.


Täter-Opfer-Umkehr

Ein hochsignifikantes Kriterium dieser Erkrankung ist die vor allem in der Kriminologie und Psychotraumatologie bekannte und ausführlich beschriebene Täter-Opfer-Umkehr. Es werden hierbei vom Täter zuerst schwere Diffamierungen oder gar Straftaten gegenüber anderen getätigt. Zu einem späteren Zeitpunkt wird dann zu dem Geschädigten bzw. Opfer gesagt, es sei selbst schuld, dass man das hat tun müssen.

Ein Beispiel wurde schon genannt. Eine Ärztin richtete in der Therapie bei vielen ihrer Patienten Schaden an, war also Täterin. Dann aber, als ehemalige Patienten sich verwehrten gegen die erfahrenen Ungerechtigkeiten, verurteilt sie alle als unmündig und fremdgesteuert, greift sie an und stellt aber sich gleichzeitig als Opfer einer Verleumdungskampagne gegen sie dar.

Ein anderer Fall gibt sich ebenfalls als Opfer einer Verfolgung aus, wofür er aber weder Beweise vorlegen kann, noch findet man in der Öffentlichkeit solche Hinweise. Studiert man den Fall genauer, so wird deutlich, dass genau diese sich als Verfolgungsopfer ausgebende Person in der Vergangenheit heftige Hetzaktionen gegen die Menschen verbreitete, als deren Opfer er sich jetzt ausgibt. Die Hetzaktionen des sich als Opfer Ausgebenden sind aber sehr wohl in der Öffentlichkeit auffindbar. Diese Umkehrung von Opfer und Täter ist bei allen Erkrankte sehr evident und durch Tatsachen nachvollziehbar.

Eine interessante Beschreibung geben die Autoren Fischer und Riedesser in ihrem „Lehrbuch der Psychotraumatologie“ zur Täter-Opfer-Umkehr. Sie bezeichnen die bei dem hier vorgestellten Krankheitsbild typische „präsentative Opferhaltung. Hier wird ein persönlicher Opferstatus so demonstrativ vorgetragen oder nach außen hin „präsentiert“, dass ein Umkehrvorgang zu vermuten ist. … Diese Persönlichkeiten erweisen sich als Täter, indem sie durch ihr Handeln andere victimisieren. Sie phantasieren sich aber zugleich als deren Opfer, so dass ihre Handlungen einer legitimen Gegenwehr gegen den Aggressor entspricht.“1

Es ist in einem beispielhaften Fall die Selbst-Inszenierung der Verfolgungs- und Opferdarbietung sehr deutlich feststellbar, wobei in der Biografie dieser schwer gestörten Person immer wieder pathologische Stereotypien auftreten. So ist in der Öffentlichkeit zu lesen, dass er sich schon in der Vergangenheit, damals von staatlicher Seite aus bedroht fühlte und um sein Leben fürchtete. Er sieht sich als Opfer einer staatlich gelenkten Verschwörung, agitierte aber gleichzeitig vor der Öffentlichkeit, indem er genau diesen Staat und seine Mitarbeiter als Verbrecher bezeichnete, welche er vor Gericht bringen werde, egal was es kostet. Täter-Opfer-Umkehr und narzisstisch motiviertes Märtyrertum kommen zum Ausdruck.

Erkrankte treten meist mit großer Dominanz und Sicherheit in der Öffentlichkeit auf, die oft ungewöhnlich erscheint, aber auch anziehend wirken kann. Sie leben Geltungsdrang und Überheblichkeit. Es ist ihre Überzeugung, eine höchste Bestimmung zu haben. Aus ihrem eingebildeten Sendungsauftrag beginnen sie, über Andere in pauschalisierender Weise in der Öffentlichkeit diffamierende Urteile zu treffen, sie als Verbrecher oder abhängige, unmündige und unfähige Menschen zu bezeichnen. Menschen mit einem malignen Narzissmus, so beschreibt es der Coach und Narzissmus-Forscher Andreas Gauger „sehen sich als Opfer und glauben, dass die Welt gegen sie ist – weshalb sie zurückschlagen müssen.“2 Sie provozieren damit geradezu Gerichtsprozesse. Auffallend ist aber, dass sie sogar diese wiederum für ihre eigene Publizität und für weitere Diffamierungen ihrer Opfer nutzen.

Bezeichnend ist bei dieser hier beschriebenen Krankheit, dass nicht der Erkranke einen Mangel erlebt und daher leidet, sondern dass es immer die Umgebung, die Mitmenschen, die Arbeitskollegen sind, die leiden und Schaden nehmen. Es gibt keine Krankheitseinsicht, was an schwere Psychosen erinnert.

Die Täter-Opfer-Umkehr wird in der Regel immer dafür genutzt, andere einzuschüchtern und Angst zu suggerieren. Und sie wird dafür eingesetzt, um vor sich und anderen eine Berechtigung zu erlangen, gegen andere vorgehen zu können. Die Erkrankten wollen stets andere für sich und ihre Pläne gewinnen.


Hohes suggestives Manipulationspotential

Erkrankte sprechen oder schreiben in etwa folgende Worte an die Öffentlichkeit: „Warum wurde ich von den anderen angegriffen?“ oder „Wie lange wollt ihr noch eure Lügen aufrechterhalten?“

Es handelt sich bei beiden Sätzen um sogenannte Suggestivfragen. Sie transportieren einen Gedanken, der aber nicht als Aussage platziert wird, sondern als Frage formuliert scheinbar zunächst offen bleibt. Die Gefahr ist aber, dass man sogleich zu überlegen beginnt, warum jetzt der Angriff war oder wie lange die Lügen noch aufrechterhalten werden. Genau damit ist man aber der suggestiven Wirkung bereits aufgesessen. Denn mit diesen Überlegungen hat der Leser bereits die in der Frage transportierte Falschinformation als existent akzeptiert. Diese werden so geschickt verpackt, dass der Leser manipuliert wird, indem er in den Glauben versetzt wird, dass es Angriffe und Lügen real gibt. Es ist die versteckte Absicht von suggestiven Manipulationen, die eigene fantasierte Wirklichkeit für den anderen festzulegen, die es aber real gar nicht gibt.

Diese erkrankten Personen haben großes Geschick und Genialität, wenn es darum geht, andere zu manipulieren, sich selbst als Opfer darzustellen und eine falsche, nicht reale, sondern einzig subjektive Wirklichkeitssicht für wahr hinzustellen. Unterstellungen und Suggestivfragen sind häufig eingesetzte Mittel.

Auffallend bei diesem Krankheitsbild ist, dass es diesen Personen immer gelingt, enorme Polarisierungen zu setzen. Die gesäten Spaltungen tragen sich bis in die privaten und persönlichen Bereiche der angegriffenen Opfer hinein. Leider meist in der Form, dass der ursprüngliche Angreifer aufgrund suggestiver Elemente zumindest anfangs nicht zu erkennen ist.

Geradezu grotesk aber wie ein gemeinsamer Nenner bei den Erkrankten ist die Aburteilung von bestimmten Berufen oder Berufsgruppen. Da gibt es die Polarisierung von guten und schlechten Berufen, wobei die angeführten Gründe durchaus unterschiedlich sein können. Ein Krankheitsfall wertet alle Berufe als zu weltlich und daher unspirituell ab. Ein anderer Krankheitsfall wertet alle akademischen Berufe ab. Er attestiert alle studierten Personen einen eklatanten Mangel an Praxis und bezeichnet sie als ungeeignet für das Leben in der Welt.

Im Bereich der Spiritualität und der Weltanschauungen kommt dieses Krankheitsbild häufiger vor. Hieraus leitet sich aus dem narzisstischen Verständnis der Betroffenen eine „heilige Mission“ oder eine „gerechte Inquisition“ gegenüber jenen Menschen ab, die Kritik geäußert haben. Im Bereich der Religionen gibt es einen großen Kampfbegriff, der bereits seit Jahrhunderten wiederholt zum Einsatz gekommen ist. Es ist die Aburteilung einer anderen Richtung mit dem vernichtenden Sektenvorwurf. Jemand als Sekte zu bezichtigen hat starken suggestiven Charakter. Typisch ist, dass dieser Vorwurf ohne irgendwelche Beweise getätigt wird. Er entfaltet aber in seiner Verächtlichkeit und Aburteilung des Anderen als rechtlos seine schädlichen Wirkungen.


Das eigene Scheitern

Ein prägnantes Zeichen eines Narzissten ist, dass er seine Erfolge beschönigt. Er will Anerkennung, Bewunderung. Er redet sehr gut und viel über sich, spielt dabei seine Bedeutung hoch. Man weiß aus Untersuchungen, dass Narzissten sehr erfolgreich sein können, sich gerne in Führungsetagen niederlassen. Hier liegt ein Unterschied zum vorliegenden Krankheitsbild vor. Entgegen ihrer ebenfalls häufig bekundeten Erfolge anderen gegenüber sind Personen, die hier in ihrer Pathologie beschrieben werden, in ihrem Leben vielmehr gescheitert. Dies in großem Ausmaß. Es gibt von ihnen nichts Wesentliches zu entdecken in der Öffentlichkeit. Berühmtheit erringen sie in der Regel nicht durch großartige Werke, öffentliche Auftritte oder dergleichen, sondern höchstens dadurch, dass sie durch Ausbeutung anderer oder hinterlassenen Schäden traurige Berühmtheit erlangen.


Von Erkrankten ausgehende Gefahren

Die Gefahr, die von diesen hier beschriebenen Erkrankten ausgeht, ist erheblich. Indem ihnen die Täter-Opfer-Umkehr gelingt, können sie andere Menschen extrem schädigen. Ihre Angriffe werden mit großer Aggression, Vernichtungsabsicht und Ausdauer betrieben. Jede Kritik oder jede Verteidigung wird im Sinne des verletzten Narzissmus für einen neuen Angriff und Anfeindungen benutzt. In der Biografie eines Erkrankten zeigt sich bereits in der späten Jugendzeit Tendenzen zu Gewaltbereitschaft und Exzessen.

Später erreichen sie aus ihrer suggerierten Opferrolle große Fähigkeiten, andere Personen zu manipulieren und sie für ihre vernichtenden Absichten zu instrumentalisieren. Es gelingt ihnen, andere zu Rechtsverletzungen aufzuwiegeln. Zum Beispiel sind diese Personen dazu bereit, andere im Sinne von inszenierten Selbstanschlägen und sogar Suiziden zu gebrauchen.

Geschick haben diese Erkrankten auch dabei, andere Menschen in Abhängigkeiten zu führen, beispielsweise durch vorgegebene Autorität oder durch Geldgaben. Der Mensch ist beispielsweise in Not oder Krankheit und diese geschwächte Situation wird durch die Erkrankten rücksichts- und skrupellos für die eigenen Zwecke missbraucht.

Durch die enorme Selbstidentifikation und einseitige Beschäftigung mit Themen der Machtausübung, Verfolgung und Hetze gegen andere geht Gefahr und Schaden von diesen Erkrankten aus. Auffallend ist eine sehr große Unverhältnismäßigkeit zwischen dem, was real vorgefallen ist und ihrem Agieren mit riesigen Rachekampagnen. Vorsätzlichkeit und Wahnhaftigkeit ist hierbei nicht mehr zu unterscheiden.


Wahnhaftigkeit

Die Wahnhaftigkeit im Sinne von Größenwahn und Verfolgungswahn sind selbst für nicht medizinisch Ausgebildete bei den Erkrankten erkennbar. Sie fühlen sich ständig bedroht und verfolgt, aber es liegen hierfür keine realen Tatsachen vor. Weiterhin sind die selbsterwählten Größenideen und die enorme Selbstüberschätzung den wahnhaften Störungen zuzuordnen. So glaubte ein Erkrankter, dass Menschen bis in den Tod gehen würden, einzig um ihn zu verfolgen. Sie nehmen sich wichtig bis ins Wahnhafte hinein. Oder es gibt ein anderer Krankheitsfall an, er werde mithilfe von schwarzer Magie verfolgt und in den Nächten geschädigt. Hier kommt Wahn zum Ausdruck.

Meist ist auch für den Fachkundigen ein sogenannter Beziehungswahn feststellbar. Das bedeutet, dass sich diese Personen mit Geschehnissen identifizieren, also glauben das Erlebte stehe mit ihnen in Beziehung und habe eine besondere Bedeutung für ihr Leben, obwohl kein Zusammenhang besteht. So war beispielsweise ein Erkrankter unkorrigierbar und nicht nachvollziehbar davon überzeugt, dass eine ihm dargebrachte, eigentlich simple Kritik ein Zeichen dafür sei, dass er eine auserkorene Bestimmung und herausragende Rolle für die Zukunft der Spiritualität habe.

Dem Krankheitsbild eigentümlich ist, dass die Erkrankten mit dem Wahn anderes in Beziehung stehen als Schizophrene. Letztere leiden zum Beispiel unter der von ihnen erlebten Paranoia, dass eben andere sie verfolgen würden und nach ihrem Leben trachten. Anders verhält es sich bei dem beschriebenen Krankheitsbild. Diese Personen leiden nicht, sie schreiben sogar, dass sie sich trotz ihrer Verfolgungssituation bei bester Gesundheit erfreuen. Daher ist schlusszufolgern, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass diese zwar als wahnhafte Erscheinungen sich zeigenden Eigenschaften in Wirklichkeit bewusst und absichtlich für Manipulationen eingesetzt werden.


Bindung als Verstärker

Bei dem hier vorgelegten Krankheitsbild ist es typisch, dass meist sehr intensive Bindungen oder Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Lebenspartnern vorliegen. Mit dem Erkrankten steht in der Regel eine zweite Person in Verbindung. Oder, wenn nur eine Person ersichtlich ist, gibt es eine andere im Hintergrund, die bei Recherche aber relativ schnell ersichtlich wird. Es kann sich auch um pathologische Mutter- oder Vater-Bindungen handeln. Jedenfalls verstärkt sich durch die extreme Symbiose die Psychodynamik. Das Paar gibt sich einerseits Bestätigung und Sicherheit und andererseits steigert es sich in Wahn und Hetze gegenseitig hinein. Wie ein immer schneller drehendes und treibendes Karussell multiplizieren sie sich die beiden in ihrer eigenen Pathologie.


Ausgangspunkt und Ausblick

An dieser Stelle möchte ich einen Artikel von Heinz Grill aufgreifen, den er auf seiner Internetseite am 27.12.2024 veröffentlicht hat. Er beschreibt hierin die Ergebnisse seiner geistigen Forschungsarbeit in Bezug auf asoziale und psychopathische Strukturen in der menschlichen Psyche. Er weist hin auf die Täter-Opfer-Umkehr, jenes für einen gesunden Menschenverstand zunächst verstörende Phänomen, in dem so viel Berechnung, Arglist, Bösartigkeit und Sadismus liegen. Meines Erachtens ist in diesem Artikel ein Krankheitsbild beschrieben, das durch malignen Narzissmus und einem falschen Verständnis und Missbrauch von Spiritualität entstehen kann. Der Artikel bildete den Ausgangspunkt für weitere Forschung, Ausarbeitung und Austausch über diese hier dargelegte pathologische Erscheinung. Anregungen, Ergänzung oder auch Kritik zur Erweiterung und Vertiefung sind willkommen.

Eine weitere Frage betrifft die Möglichkeiten des Umgangs mit Erkrankten. Meiner Einschätzung nach ist die bewusste, innere Auseinandersetzung mit ihnen eine sehr zentrale Notwendigkeit. Zunächst bedarf es einer großen Leistung, diese Art von Krankheit und die verzehrte Wirklichkeitssicht, die Erkrankte durch Manipulation anderen Menschen einreden und als eine Wahrheit etablieren wollen, ausreichend zu erkennen. Hierbei ist es wichtig, sich der genauen Tatsachen, wie sie stattgefunden haben oder noch stattfinden, bewusst zu werden und ein möglichst objektives Bild der Wirklichkeit aufzubauen.

Die hier vorgelegten Inhalte nähern sich in deskriptiver Weise diesem schweren psychiatrischen Krankheitsbild an. In der Auseinandersetzung mit dem Negativen, wie hier dem malignen Narzissmus, können Erkenntnisse entstehen. Werden diese Erkenntnisse aktiv errungen, gehen sie meiner Erfahrung nach weit über das Krankheitsbild und die erkrankten Personen hinaus. Denn sie können zu einer größeren Bewusstheit, zu neuen Idealen und einer aufrechten Haltung gegenüber den negativ anlastenden Dingen führen.


  1. Fischer, Gottfried und Riedesser, Peter. Lehrbuch der Psychotrauamtologie, 4. Auflage, 2009, Ernst Reinhardt Verlag, München Basel, Seite 213
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  2. https://andreas-gauger.de/narzissmus-grundkurs/maligner-narzissmus/ (abgerufen am 01.10.2025)
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