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Kritik – über ihren Wert und Auswirkungen auf die Gesundheit

Es wird wohl kaum einen Menschen geben, der noch nie Kritik bekommen oder einem anderen gegeben hat. Sie ist etwas, was zum Leben dazugehört und nimmt idealerweise einen ganz natürlichen Platz in unserer Gesellschaft ein. Sie hat eine ordnende Funktion unter Menschen und wäre es verboten, sie über bestimmte Personen oder Dinge auszuüben, müsste zurecht die Frage auftauchen, ob autoritäre oder gar totalitäre Verhältnisse vorliegen. Dem Menschen jedenfalls gilt die Kritik – wie auch auf wikipedia nachzulesen ist – als eine der wichtigsten menschlichen Fähigkeiten.1

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Zunächst erscheint es erforderlich, verschiedene Formen von Kritik zu unterscheiden bzw. von dem Ideal der konstruktiven Kritik abzugrenzen. Übt ein Mensch Kritik an einer Sache oder an den Äußerungen einer Person, kann dies im Sinne der Korrektur konkreter Punkte sehr wertvoll sein. In der Mitte steht die Sache selbst, die mit der Kritik angesprochen wird. Umso sachlicher und objektiver diese zur Darstellung kommt, umso besser kann sie von allen Beteiligten angeschaut werden. Wird beispielsweise in einer Gesprächsrunde ein gemachter Beitrag in der Weise kritisiert, dass dieser mit Informationen überladen und deshalb schwer wirke und es an Beziehungsaufnahme zu den Zuhörern mangle oder dass ein Inhalt an einer bestimmten Stelle nicht passe, bleibt das auf einer Sachebene, ohne verletzend zu wirken.

Abzugrenzende Formen

Anders verhält es sich bei Kritikformen, die direkt an der Person festgemacht werden. Wie oft wird beispielsweise über einen anderen Kollegen, ohne dass dieser anwesend ist, geurteilt und gelästert. Da er aber hinter seinem Rücken in Misskredit gebracht wird, hat er keine Chance, sich im Dialog zu stellen und eine Standposition einzunehmen. Das benachteiligt ihn. Wenn man davon ausgeht, dass jeder Gedanke, jedes Werturteil und jedes Gefühl, das ein Mensch gegenüber einem anderen hervorbringt, eine aufbauende oder destruktive Wirkung auf den anderen hat, werden versteckte lästerliche Äußerungen sehr negativ auf den Betroffenen zurückwirken. Beispielsweise wird er sich in der Folge in seinem Kollegenkreis, der sich in dem Wissen über die Lästerei wie zusammengeschlossen hat, sehr schwer tun, einen Stand aufzubauen und nicht mehr richtig in den Arbeitszusammenhang finden. Spaltungsprozesse, Unruhe und nervliche Verausgabungen werden die Folge für ihn sein.

Werden Werturteile öffentlich mit der Absicht einer persönlichen Schmähung oder Diffamierung geäußert, geht es nicht um objektive Kritik mit Dialogbereitschaft in der Sache selbst, sondern einzig um Abwertung der Persönlichkeit. Weltverschwörer, Rechtsradikaler, Sektenmitglied oder Widersacher sind moderne Formeln dieser Schmähkritik. Gesundheitlich erleben Betroffene hierdurch eine Art innere Schwächung und Aushöhlung. Sie verlieren das natürliche Gefühl, sich als persönlicher Teil eines Ganzen wahrzunehmen. Sie werden ausgeschlossen. Solche Diffamierungen wirken spaltend unter Menschen. Nicht selten können solche Trauma auch zu Depressionen oder gar – wenn sie anhaltend sind – zum Suizid führen. Herabwürdigen und lästern über andere haben nichts mit dem ursprünglichen Begriff Kritik gemeinsam.

Mögliches Ideal der Kritik und wie sie zustande kommt

Etymologisch stammt der Begriff Kritik von dem griechischen Wort kritiké und trägt die ursprüngliche Bedeutung „Beurteilungskunst“ in sich. Vom Wortstamm her leitet es sich von krinein ab, was so viel wie trennen und (unter-)scheiden heißt. Beides erscheint aufschlussreich. Wenn von einer Kunst die Rede ist, kann deutlich werden, dass Kritik nicht etwas ist, was in banaler Weise, schnellfertig oder beliebig sein kann. Vielmehr setzt eine künstlerische Fähigkeit eine längere Auseinandersetzung, mit der Zeit entwickelte Fertigkeiten und sehr viel Üben voraus.

Kritik entsteht idealerweise aus zuvor stattgefundenen Wahrnehmungsprozessen. Der Mensch muss hierzu in Beziehung treten mit der Sache, der Handlung oder Äußerung einer anderen Person. Er nimmt sensibel wahr, stellt sich Fragen: Um was handelt es sich? Was sind die Kernaussagen? Wie steht die Äußerung in Verbindung mit anderen Aussagen? Fehlen diese vorangehenden bewussten Prozesse oder finden sie nicht in einer ausreichenden Objektivität statt, kommt meist nicht Kritik, sondern eine Projektion zum Ausdruck. Bei dieser werden eigene negative, aber meist unbewusste Eigenschaften verbal auf das Gegenüber übertragen. Subjektiv gefärbte anstatt möglichst objektiv erarbeitete Aussagen werden hierbei getätigt. Fundierte Kritik bedarf aber der Differenzierung von dem, was eigene Anteile oder subjektive Interpretationen sind, zu dem, was die andere Person wirklich zur Aussage bringt. Die oben erwähnte etymologische Wurzel des Begriffes Kritik weist auf die Bedeutung dieser Unterscheidung hin.

Die für eine sozial förderliche Kritik notwendige Unterscheidungsfähigkeit erstreckt sich weiterhin auf die Beurteilung der Sache selbst. Diese Anschauungsbildung bedarf einerseits einer unmittelbaren Aufmerksamkeit zur Sache hin sowie gedanklicher und empfindsamer Regsamkeit. Andererseits sind Fachkunde im Thema und ein Sinn für das, was Entwicklung und ein Gesamtes sein können, von größter Bedeutung. Schließt eine Handlung beispielsweise andere aus oder ist eine Äußerung mehr von einer subjektiven Illusion geprägt, zeigen sie sich für die Entwicklung des Gesamten nicht förderlich. Sie sind mehr von einem eigennützigen Motiv geprägt. Zu unterschieden, was im Sinne einer klaren Aussage oder Handlung aufbauend für eine Gesamtes und was andererseits im Sinne der Illusion hemmend auf die Entwicklung wirkt, stellt eine große Herausforderung für den Menschen und seine Fähigkeit, Kritik zu äußern, dar.

Heinz Grill, der die Phänomene der Welt auch von der seelisch-geistigen Wirklichkeit her erforscht, stellt eine sehr positive Sichtweise zur Kritik dar:

Kritik ist in jeder Weise wünschenswert, denn sie führt Menschen zueinander und erschafft in ihrer Konstruktivität neue Möglichkeiten.“2

Konstruktive Kritik wirkt demnach verbindend. Sie bringt Menschen zueinander, indem sich der eine über den anderen eine Anschauung bildet und mutig in Beziehung tritt. Wird Kritik geäußert, bezieht sich diese aber nicht nur auf das, was oder wie aktuell etwas getan oder gesagt wurde, sondern auch auf die Zukunft. Der Kritik Äußernde bildet sich nämlich auch Gedanken und Vorstellungen, was noch fehlt, damit eine Sache oder Person zu Verbesserungen gelangt und wie Möglichkeiten der Entwicklung für den anderen entstehen können. Falsches kann durch Kritik in aufbauender Weise an die richtige Stelle gebracht werden. Korrektur führt zu einer größeren Objektivität und Richtigkeit. Und so wie ein Schüler, der glaubt, dass drei plus zwei vier sind, korrigiert werden muss, wenn er in der Mathematik Fortschritte machen will, so ist jede Kritik und richtige Einordnung von einem subjektiven Irrtum eine befreiende Gelegenheit, sich in der Entwicklung in eine größere Objektivität und Gültigkeit zu bewegen.

Kritik kann Standpositionen fördern

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Es ist ein häufiges Phänomen, dass auf Veranstaltungen, ganz besonders wenn es um spirituelle oder auch energetisch-esoterische Themen geht, nach einem Beitrag eigenartige Stimmungen und auch Gruppengefühle entstehen. Die einen sind euphorisiert und aufgeladen, andere fühlen sich vereinnahmt und beklemmt. Was ist die Ursache und was wurde ausgesagt? Was hat man wahrgenommen? Traut man sich nun, seinen Eindrücke im Sinne einer Kritik zu äußern oder überlässt man diese lieber einem anderen oder ist Kritik gar nicht gewollt, weil sie die harmonisch-friedlich wirkenden Verbundenheitsgefühle in der Gruppe stören könnte? In solch einer Situation besteht für den Betroffenen die Gefahr, seinen gesunden Stand zu verlieren und sich und seine Wahrnehmungen im Kollektiven aufzugeben.

Macht man sich hingegen mit dem Wert einer konstruktiven Kritik vertraut, fasst man leichter den Mut, diese auch zu äußern. Kritik räumt beiden, also dem, der sie äußert und auch dem, der sie entgegennimmt, einen freieren und besseren Stand ein. Sie wirkt reinigend auf die Atmosphäre. Sie bringt eine größere Ordnung. Wird sie nicht geübt, wenn sie aber notwendig wäre, bleibt etwas Falsches oder Illusionäres stehen. Oft reagiert der Mensch dann mit Unruhe und disharmonischen Gefühlen, weiß aber nicht so recht, woher und wie das zustande gekommen ist.

Kritik führt nicht zu Polarisierungen oder Verhärtung, sondern sie stellt ein adäquates Mittel für einen zusammenführenden Dialog und ein gegenseitiges Wahrnehmen dar. In diesem Zusammenwirken kann der Einzelne besser den individuellen und doch in Objektivität gegründeten Standpunkt finden. Mit der Fähigkeit zur Kritik entstehen Beziehung und großartige Lernschritte in der Entwicklung, für den, der sie leistet und für den, der sie empfängt.

Gesundheitliche Wirkungen

Für den, der Kritik in weisheitsvollem Sinne übt, stellt der komplexe Vorgang von gegenwärtiger Wahrnehmung über differenzierte Anschauungsbildung bis zur sozial integrierbaren Äußerung der Kritik eine große Leistung des Bewusstseins dar. Sehr erfrischend wirkt diese auf die neuronalen Strukturen unseres Gehirns. Fachkunde, Vorstellungen von Idealen und soziale Kompetenzen werden gefördert.

Zur Kritik ist es notwendig, einen konkreten und inhaltlichen Sachbezug herzustellen. Werden anschauliche und logische Inhalte in geordneter Weise in Beziehung gebracht, entsteht immer eine beruhigende und stärkende Wirkung auf die Herzorganisation und die Mitte des Menschen. Er kann sich mit einer eigenen Standposition und in regsamen und geordneten Kontakt mit seiner Außenwelt bewegen. Überspannungen im Herzbereich und in den Kreislaufgefäßen normalisieren sich.

Weitere ordnende Prozesse kommen für den, der eine Kritik annimmt, hinzu. Ganz allgemein kann davon ausgegangen werden, dass falsche Vorstellungen oder Handlungsweisen eine krankmachende Wirkung zur Folge haben. Hat man beispielsweise die Vorstellung, die eigene Innenwelt sei das Maß aller Dinge, in die man sich zufrieden mit sich selbst zurückziehen kann, wird man in sich eine illusionäre Bindung pflegen und sich zunehmend abkapseln. Man schließt sich von einem objektiven Ganzen und von einer universal gültigen Entwicklungsidee ab. Das Immunsystem verliert in dieser Subjektivität seine individuelle Kraft, sich mit dem, was von Außen an den Menschen herantritt, in produktiver Weise zu konfrontieren und auseinanderzusetzen. Es wird inaktiver. Schließlich wird man jegliche Kritik von Außen als schwere Bedrohung wahrnehmen.

Können hingegen falsche Vorstellungen korrigiert werden, fügt sich der Mensch wieder in eine größere und universal gültige Objektivität ein und öffnet sich damit ordnenden Kräften, die seine Gesundheit positiv beeinflussen können. Sein Immunsystem wird aktiver, wacher und neu eingestimmt. Es wird von subjektiven Einhüllungen befreit. Damit kann es wieder natürlicher auf von Außen Kommendes reagieren. Kritik wird dann nicht mehr feindlich gesehen, sondern als Möglichkeit zur Entwicklung integriert.

Aus gesundheitlicher Sicht ist es erwähnenswert, welche Wirkungen unterlassene Kritik haben kann. Was passiert, wenn ein Mensch bei einem anderen etwas wahrnimmt, was nicht stimmig, sondern unsolide ist? Ein Beispiel: Man hilft bei einer anderen Familie im Haushalt aus und bekommt mit, dass viel zu viel gekocht wird und deshalb in der Folge sehr viel von den zubereiteten Speisen weggeworfen werden muss. In der weiteren Auseinandersetzung kommt man zu der Anschauung, dass der andere hier einen Fehler macht. Wenn man diese objektiv als Verschwendung einzuschätzende Tatsache nun nicht anspricht, keine Kritik leistet, dann steht man nicht zu seiner Wahrnehmung und Anschauung. Man muss diese abspalten und ignorieren. Hierin gibt man einen Teil von sich auf. Man beschwichtigt sich vielleicht mit den Worten: „Da kann ich eh nichts ändern. Die machen das ihre, ich mache es bei mir anders. Daher kann ich nur Abstand nehmen.“

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Wiederholen sich solche Erlebnisse in ähnlicher Art, geht dieser Mensch mit der Zeit über in eine Selbstaufgabe. Er zieht sich mit seinen Möglichkeiten zurück und erlebt sich nicht mehr in ausreichender Selbstwirksamkeit. Er steht wiederholt Phänomenen im Außen gegenüber, durch die er eigentlich in seinen inneren Werten und Idealen verletzt wird. Indem er aber diese Verletzung nicht ausreichend wahrnimmt oder meint, mitmachen zu müssen oder nichts ändern zu können, akzeptiert er dieses gewissermaßen ihm fremd Seiende und verleugnet sich selbst. Das schwächt sein Immunsystem in der Weise, dass es wie blind wird und im Körper auftretendes Fremdes ebenfalls toleriert. Es erkennt dann beispielsweise Tumorzellen nicht als Schädliches und reagiert nicht mehr ausreichend. Falsche Toleranz gegenüber diesen kann zu Krebserkrankungen führen.

Wie geht man mit Kritik um?

Günstig und gesund ist es, wenn der Mensch mit einer ihm natürlich innewohnenden oder auch durch Übung erlernten Konfrontationskraft jeglicher Kritik mutig entgegentritt. Er wird dann sehr sachlich mit ihr umgehen und sie nicht zu stark in sein Innenleben hineinnehmen. Vielmehr wird er sich bewusst mit ihr auseinandersetzen und sie dankbar für zu tätigende Lernschritte annehmen und integrieren. Nimmt man Kritik einseitig persönlich, dann gleitet sie stark nach Innen in die Psyche hinein. Man beginnt darüber zu brüten und sich zu grämen. Dabei sieht man aber nicht mehr die mögliche Objektivität und Berechtigung einer Kritik, sondern man sieht nur sich selbst. Dies meist im dem Sinn, dass man sich als Opfer fühlt, das benachteiligt, missverstanden oder ungerecht behandelt wurde.

Überwiegt das unsachliche persönliche Verletztsein, verweigert der Kritisierte meist jeden weiteren Dialog. Er zieht sich zurück und gewinnt damit eine Machtposition, in der er sich als Opfer in der Rolle des moralisch Überlegenen wägt. Hierin liegt größte Aggression. In ganz extremen Fällen, in denen Kritikunzugänglichkeit und Wahrheitsansprüche mit pseudoesoterischen Wahngebilden einhergehen, steigert sich die Aggression zu umfangreichen Vernichtungsfeldzügen gegen den oder die Menschen, die Kritik geäußert haben.

Ausblick

In der gegenwärtigen Zeit erscheint der Mensch von Spannungszuständen infolge von traumatisierenden und spaltenden Ereignissen geschwächt und in sich zurückgezogen. Andererseits sucht er nach neuen Verbindungen. Wenn oft von Krisenjahren die Rede ist, in denen Altes und Unbrauchbares abgelegt und Neues in die Geburt kommen kann, ist es dringlich, dass Irrtümer, illusionäre Bindungen und falsche Erwartungen des Einzelnen erkannt und aufgedeckt werden. Da der Mensch ein Wesen mit sogenannten blinden Flecken ist, der Blick zum Mitmensch oft objektiver ausfällt als zu sich selbst, ist die Möglichkeit der gegenseitigen erbaulichen Kritik ein fortschrittliches Mittel hin zu einer idealeren und universal-gültigeren Zukunftsperspektive. Kritik ist daher nicht Kampfmittel, um gegen andere vorzugehen, sondern sie schafft wieder Beziehungen zwischen Menschen. Bei Kritik geht es prinzipiell nicht um persönliche Dinge, sondern sie wird als ein natürlicher Baustein im Ringen um Inhalte, die für die Zukunft sinnvoll sind, integriert.

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Kritik – abgerufen am 11.3.2024 ↩︎
  2. Heinz Grill: Die Kunst der freien Spiritualität – Personenkult und die Bedeutung des Guru, Artikel vom 20. Juli 2019, abgerufen am 11.3.2024 unter https://heinz-grill.de/yoga-personenkult/ ↩︎

Zusammenfassung und kritische Beleuchtung der Veranstaltung in Veringenstadt vom 2.2. bis 4.2.24 zum Thema Zukunftsperspektiven

Diese Veranstaltung konnte laut Aussagen von Heinz Grill inhaltlich nicht zu einem Ergebnis geführt werden. Das Thema beschäftigte sich mit Zukunftsperspektiven und im Mittelpunkt sollten spirituelle Betrachtungen stehen. Nachdem dieses Wochenende mit dem gemeinsamen Gesprächskreis vergangen war, bot Heinz Grill das Schreiben einer Zusammenfassung an, das sehr begrüßt wurde und hoffnungsfreudig in Erwartung stand.

Es vergingen einige Tage und noch bevor diese angekündigte Zusammenfassung erscheinen konnte, schrieben Anneke S. und Uwe B. einen Brief an alle Teilnehmer, der unter dem Titel „Richtigstellung“ verschickt wurde. Dieser Brief, der schließlich nicht nur an Seminarteilnehmer, sondern auch an Außenstehende versandt wurde, löste blankes Entsetzen aus. In ganz besonderem Maße berichteten Personen, die nicht im Seminar anwesend waren und den Brief dennoch erhielten, von psychosomatischen Symptomen und Rückfällen in Krankheiten. Eine große Konfusion jedenfalls entstand durch die Versendung dieses Briefes auf recht breiter Ebene. Heinz Grill wurde in diesem Schreiben von Uwe und Anneke jegliches Recht, sich an Teilnehmer zu richten untersagt und ihm wurden schwerste Vorwürfe erteilt. Die Zukunftsperspektive, deren Aufbau Thema der Veranstaltung war, ist wohl für alle Beteiligten und auch sogar für Nicht-Beteiligte nicht nur erschwert, sondern wie ausgelöscht.

In mühsamer Kleinarbeit habe ich nun alle mir zur Verfügung gestellten Mitschriften gesammelt, Personen, die teilgenommen haben, befragt und eine ganze Reihe von Briefen, die mir zugesandt wurden, zur Kenntnis genommen.

Was ist vorgefallen und wie sehen die Zukunftsperspektiven aus?

Beginn

Es fand ein Zoomgespräch zwischen Heinz Grill und Uwe B. statt. Das Anliegen von Heinz war, in einen Gesprächskreis einzuladen, in dem man über die Zukunft sprechen könne und sich inhaltlich begegnen lerne. Da es seine Beobachtung war, dass es viele äußere Vernetzungen gäbe, aber zu wenig Grundlagen auf einer inhaltlichen Orientierung, wollte er diese in einem Gesprächskreis schaffen. Uwe reagierte auf diese Idee von Heinz, dass er nur zusammen mit Anneke kommen möchte. Schließlich fanden weitere Kommunikationen statt, in denen Heinz nicht mehr immer anwesend war. Uwe formulierte Themen, die ihm wichtig erschienen, während Heinz meinte, er möchte das Thema erst durch Befragung der Teilnehmer an Ort und Stelle festlegen. Auf das Drängen von Uwe formulierte schließlich Heinz einige sehr allgemeine Fragen und sagte noch einmal dazu, dass er die Moderation im Gespräch machen werde und er einen isolierten Vortragsablauf als nicht sinnvoll erachte.

Es gab scheinbar im Vorfeld Unstimmigkeiten zwischen Uwe und Heinz und scheinbar auch in Bezug zu Anneke, denn es war nicht klar, warum Anneke in der Veranstaltung so sehr eine bedeutende Rolle einnehmen müsse. Einigkeit wurde erzielt, dass Heinz die Moderation übernehmen sollte.

Gesprächsrunde am Freitag 2. Februar, Beginn um 19 Uhr

Es waren insgesamt 30 Personen anwesend. Heinz stellte kurz das Anliegen vor und zeigte sich persönlich als Gastgeber. Nun erfolgte nach seinen Angaben der soziale Prozess, der sich ganz besonders zur Themenentwicklung und zur gemeinsamen Betrachtung von inhaltlichen Vorstellungen erbaute. Mir liegt eine Dokumentation in schriftlicher Form vor, aus der hervorgeht, dass 16 Personen ihr persönliches Anliegen einbrachten. Auch Anneke und Uwe meldeten sich jeweils zweimal zu Wort und führten ihr Anliegen in die Runde. Dies war für Uwe das Sprechen über ein gerade entstehendes Buch sowie das Finden eines Buchtitels und ein spirituelles Anliegen für Anneke. Anneke bat Heinz um die Führung der Gespräche und bereits im Vorfeld hatte sie, nach Aussagen von Barbara und Lisa, um spirituelle Korrektur angefragt.

Der Freitag endete etwa um 20.30 Uhr mit einer umfangreichen Liste von Fragen. Vorträge fanden keine statt. Heinz aber betonte wörtlich, er sei schwer verdaulich, da er inhaltlich korrigieren werde. Er könne sehr sensibel unterscheiden, wann ein spiritueller Irrtum und wann ein richtiger Wert in den Ausführungen vorliegt.

Während des Abendessens kam eine relativ große Unruhe auf und nachdem eine Gruppe um Uwe und Anneke aufgefordert wurde, zu einem Ende zu kommen, blieb der Privatbereich trotzdem noch sehr lange bis 22.15 Uhr besetzt.

Ablauf am Samstag 3. Februar von 9 bis 18 Uhr

An diesem Tag wurde geübt. Heinz Grill leitet eine Art Meditationsübung zum nachtodlichen Leben an. Hierzu nahm er eine Aussage von Rudolf Steiner, dass die Seele nach dem Tode wahr werden wird. Er ergänzte diese Aussage mit seiner Erfahrung, dass die Seele nach dem Tode ganz besonders die wirklichen Beziehungen im Sinne einer Stärkung erlebt und die Beziehungen, die auf Illusion beruhen, als Abschirmung oder Schwächung. Die Übung nahm relativ viel Zeit ein.

Illustration zur Übung, wie Seelen im Nachtodlichen in Beziehung stehen

Des Weiteren wurde eine Begriffsübung ebenfalls wieder von Heinz Grill angeregt, die den Begriff „Liebe“ detailliert untersucht. Bei diesen beiden Übungen konnten alle Teilnehmer aktiv mitarbeiten. Nach vorliegenden Aussagen und Notizen zeigten sich nur positive Zustimmungen. Niemand fühlte sich übergangen, alle Anwesenden kamen ausreichend zu Wort. Verschiedene Teilnehmer aber bemerkten, dass Uwe und Anneke sich so gut wie gar nicht an diesen Übungen beteiligten. Eine Teilnehmerin beschrieb es folgendermaßen: „Es zeigte sich deutlich das Bild, dass ein Zusammenwirken (zwischen den beiden und Heinz, Anm. des Verf.) überhaupt nicht im Übergeordneten gewünscht wird.“

Tafelbild zur Seelenübung über den Begriff „Liebe“

Am Nachmittag erklärte Heinz Grill, dass es zwei Grundsäulen gebe, die jeder Einzelne im Leben eigenständig bilden müsse: Er braucht ein Arbeitsfeld, einen Beruf oder einen Betrieb, ein Umfeld. Dies ist die äußere Säule. Des Weiteren benötigt jeder einen geistig wahren Inhalt, den er in sich heranbilden muss. Diese zweite Säule bedarf einer Korrektur und einer Unterscheidungsbildung, was, wie er es nannte, einen Wert darstelle und was nicht. Er nannte Sanskritbegriffe, die leider nicht verfügbar sind, aber in der Übersetzung deutlich werden. Wörtlich nach Notiz: „Der Wert, den der Mensch im Leben ausdrückt, muss sich auch im Nachtodlichen bewahren.“ Nach Notizen, die vorliegen, hatte gerade Anneke diese Frage nach dem Nachtodlichen in der Freitagsrunde gestellt, ohne sich aber nun zu beteiligen. Des Weiteren wurde diese Frage nach bleibenden Werten, die auch im Nachtodlichen Bestand haben, am Samstag mit großem Interesse von einigen Teilnehmern befürwortet.

Damit ein brauchbares Tätigkeitsumfeld für jeden entsteht, sammelte Heinz Grill neben den inhaltlichen Fragen auch solche nach dem äußeren Stand. Wer tätigt welchen Beruf oder welche Aufgabe? Was oder welche Stellung will jeder im Leben einnehmen?

Die Übung, die Heinz Grill für das Seelendasein nach dem Tode im Sinne einer meditativen Betrachtung allgemeiner Art anleitete, ergänzte er mit der Frage: „Wie wird sich eine Seele fühlen, wenn sie nur Revolutionen gegen den Zeitgeist unternimmt? Kann sie auf diese Weise einen Wert entwickeln?“ Die Antwort ließ sich in den Notizen jedoch nicht entdecken.

Der Samstag ging ruhig zu Ende. Einige Befragte sprachen von einem kräftemäßigen Aufbau an diesem Tag, der durch die konzentrierte Arbeit mit den Inhalten erlebbar geworden war.

Ereignisse am Sonntag 4. Februar von 9 bis 13 Uhr

Uwe B. kam unmittelbar vor Beginn zu Heinz Grill und Barbara und sagte sehr aufgebracht, dass die Teilnehmer sehr unzufrieden seien, da die Themen, die angekündigt gewesen wären, nicht beantwortet worden seien. Die Teilnehmer verlangen die Bearbeitung der Landwirtschaftsfrage.

Heinz Grill eröffnete mit einer sehr kurz gehaltenen Darlegung, dass es für jede inhaltliche Arbeit und auch für jede äußere Betriebsformung einer ausführlichen Opferleistung bedürfe. Des Weiteren bemerkte er, man solle auf die Sinne achten, beispielsweise welche Kräfte man durch die Augen tatsächlich transportiere. Bereits aber nach wenigen Minuten übergab er das Wort an Uwe. Uwe erzählte von seiner revolutionären Zeit, beispielsweise dass er Bomben bauen könne und nahe daran gewesen sei, darin seine Lebensbestimmung zu sehen. Dann stellte er den Wert des Revolutionierens heraus: Ein Kind, das die Note 6 bekäme, könnte man heute mit 50 Euro belohnen. Einsprüche aus dem Publikum gab es nach meinen Recherchen bis zu diesem Zeitpunkt nicht. Über einen Vorteil, den man in einer Berufskammer nützen könne, wurde ebenfalls berichtet. Dieser Vorschlag kam von Uwe, wobei der Inhalt aber nicht mehr vorliegt.

Dann meldete sich Anneke und hielt eine, wie Teilnehmer berichteten, sehr „üppige“ und ausführliche Darlegung über eine spirituelle Zukunftsvision der Pädagogik. Die Notizen hierzu sind nur bruchstückhaft verfügbar. Eine Notiz lautet, dass man Delfine beobachten müsse, die eine werdende Mutter rundherum beschützen. Eine andere: Ein Kind ist ein Übergangsbürger und benötigt eine ganz besondere Mittenstellung. Man muss das Kind als eigenes Individuum sehen.

Es kam zu einer Pause. In dieser Pause gerieten Heinz Grill und Barbara ziemlich in Bedrängnis. Ein anwesender Wirtschaftsberater sagte, er möchte abreisen, da er die Beiträge als unmöglich und unhaltbar einschätzt. Andere fragten: Sind wir jetzt in einem Borderliner-Seminar angekommen? Die Stimmung war nach vorliegenden Berichten ganz anders als in den ersten beiden Tagen. Viele Teilnehmer beschwerten sich auch über Bedrängnisse, da sie sich am Sonntag wie auf einem anderen Seminar wiederfanden und auf ihre Fragen keine Antworten mehr erhielten. Kritisch wurde auch die Sponsorensuche und Anwerbeintentionen für eigene Projekte, die in den Pausen durch Uwe stattfanden, bemerkt.

Nach all meinen vorliegenden Informationen musste hohe Spannung bereits im Raum spürbar gewesen sein. Zu drei Teilnehmern sagte Heinz Grill, dass er nicht mehr in das Gespräch gehen möchte, da sein Gesprächskreis umfunktioniert worden war und er dies von allem Anfang an befürchtet habe. Er sagte sogar, er habe die Ereignisse bereits vorausgesehen: „Es wird nicht zur Verbindung, sondern zur Spaltung kommen.“ Es bat ihn aber eine Teilnehmerin, dennoch anwesend zu bleiben, denn er sei ja Gastgeber und es müssten dann eben die anderen gehen.

Nach der Pause meldeten sich schließlich einige Personen zu Wort, die die Beiträge des Sonntags kritisierten, ganz besonders die Pädagogik von Anneke. Andere aber sagten, sie hätten eine ganz hohe spirituelle Vision gehört. Nachdem die Kritik von Uwe und Anneke zurückgewiesen wurde, sagte ein anwesender Psychiater etwa die Worte: Man könne doch nicht um eine Waschung des Rückens anfragen und hinzusagen, dass man aber bitte nicht nass werden wolle.

Heinz Grill wiederholte dann die Worte, dass er eben schwer verdaulich sei und er viele Personen kenne, die gerade in der Begegnung mit ihm bemerken, dass die Inhalte, wie sie bisher gedacht waren, einer Korrektur bedürfen. Er führte weiter aus, dass es einen Hüter der Schwelle gibt. Aus seiner Berufserfahrung heraus kennt er viele Personen, die eine Problematik dieser Schwelle aufweisen. Er sagte aber nicht, und das geht aus den Gesprächen und Aufzeichnungen klar hervor, dass er die Personen gezielt an eine Schwelle führe. Hierzu sei ein Wochenende gar nicht geeignet, sondern eine längere Schulung erforderlich. In dem Rahmen dieses Treffens sei dies auch nicht Thema. Das Problem sei jedoch, dass sich in der Begegnung mit seiner Person kleine Schwellen auftun, die zu ausufernden Infernos führen können. „Aus diesem Grunde sind wir zusammen“, so eine wörtliche Notiz, „um Illusionen von wirklichen Werten zu unterscheiden.“

Die folgenden Ereignisse werden nun unterschiedlich geschildert. Einige sagen, Heinz blieb nichts anderes übrig, als Anneke heftig zu korrigieren, denn es sei in ihrem Beitrag eine grobe Vermischung von illusionärem Wunschleben und Pädagogik vorhanden. Anneke beschwerte sich, dass sie ungefragt korrigiert wurde. Wieder eine andere Person sagte, wenn ein Beitrag vorgestellt wird, muss er sich auch der Korrektur unterziehen können. Anneke bat schließlich um Orientierung, wie man ihren Beitrag richtig stellen könne. Heinz Grill führte schließlich in kurzer und bündiger Form eine inhaltliche Antwort aus. Er sagte nach einer vorliegenden Niederschrift, man müsse gliedern, denn man könne nicht von einem Delphin auf einen pädagogisch wirkenden Menschen schließen. Auf der einen Seite stehe das individuelle Werden des Kindes, auf der anderen Seite die pädagogisch anwendbare Methodik und schließlich als Drittes der Erzieher. Dieser könne das Kind erst dann objektiv sehen und ihm mit Liebe entgegenkommen, wenn er es nicht mit seinem Begehren in die Mitte stelle, sondern es als Individuum im freien Wachstum sehe. Diese Worte sind aus mehreren Mitschriften von mir eigenständig zusammengefügt. Sie dürften aber den Sinngehalt treffen. Anneke gab sich nun mit dieser Aussage zufrieden und erklärte auf Nachfrage einer Teilnehmerin den Sachverhalt für erledigt.

Für mich als den Schreiber dieser Zusammenfassung zeigt sich eine positive Korrektur. Ein im Gesprächskreis anwesender Psychiater, mit dem ich mehrere Gespräche führte und der mir einen ausführlichen mehrseitigen Bericht über die Vorkommnisse zusandte, meint, dass diese Korrektur sehr gut, vernünftig, sachlich und dringend notwendig gewesen sei. Er sprach von einem unglaublich psychisch vereinnahmendem Beitrag, der, wenn er ohne Korrektur stehen geblieben wäre, einen großen Irrtum manifestiert hätte. Im gleichen Sinne wiederholte der Psychiater, man könne nicht um Korrektur bitten und dann den Menschen im Nachhinein verdammen.

Zu der von Heinz Grill geäußerten Korrektur an Uwes Buch äußerten sich ihm gegenüber in der Pause und auch schon im Vorfeld mehrere Personen. Sie sagten, es hätte gut getan, was Heinz gesagt hatte, denn sie fühlten sich von Uwe und seinem Buch bedrängt. Sie bemerkten, dass er gar keine inhaltliche Basis für ein Buch habe. Für mich als Schreiber dieser Zusammenfassung stellt sich nun die entscheidende Frage:

Warum wandten sich diese Personen an Heinz Grill und sagten es nicht Uwe selbst? Meines Erachtens schickten sie damit lieber Heinz an die Front, als sich selbst hinzustellen. Ein solches Verhalten, das irrige Vorgänge beobachtet, diese aber nicht anspricht, sondern sich hinter den Worten eines anderen verschanzt, kann noch keine Zukunftsperspektiven eröffnen.

Folgendes Bild drängt sich beim Schreiben dieses Berichtes auf: Uwes Teilnehmer wollen Inhalte und sie sind deshalb zur Veranstaltung gekommen, weil sie eigentlich eine nächste Perspektive suchen. An den Fragen, die am Freitag gesammelt wurden, lässt sich diese Hypothese erhärten. Desgleichen drängt sich aber die nächste Hypothese auf: Gerade die Teilnehmer, die Heinz schon länger kennen, wollen intensiver in den Dialog treten. Es stellt sich mir die Frage, ob Heinz tatsächlich den Saal hätte verlassen müssen? Denn, so die Vermutung weiter, solange er anwesend war, horchten viele wohl nur passiv hin und erhoben ihre Stimmen nicht ausreichend zur Korrektur von Irrtum. Ich habe viele Briefe erhalten, die eine präziseste Beobachtung der Vorkommnisse mit genauen Details beinhalten und komme zu dem Ergebnis, dass es notwendig gewesen wäre, dass diese Personen unmittelbar in die Auseinandersetzung hätten treten müssen. Wenn eine Person von einem Irrtum Kenntnis nimmt, dann ist sie auch verpflichtet, diesen in den Dialog zu führen.

„Ungefragt“, lautet der Vorwurf von Anneke und Uwe. Meines Erachtens ist es aber für jeden Dialog im Sinne des Themeninteresses und des gemeinsamen Austausches nötig, vollkommen natürlich und sogar wichtig, dass, wenn Beiträge geschehen, diese auch der Kritik ab dem Moment der Äußerung frei gegeben sind. Warum ist man zu einem Gesprächskreis gekommen? Die Motive gehen für mich als den sammelnden Berichterstatter hier steil auseinander. Nach all meinen vorliegenden Briefen musste es zu einem Konflikt kommen.

Der Nachgang der Veranstaltung

Nach der Veranstaltung bot Heinz Grill allen Teilnehmern an, er würde zu diesem unvollendeten und für ihn nicht zufriedenstellenden Gesprächskreis eine Zusammenfassung schreiben. Zahlreiche Dankesschreiben gingen an ihn ein, auch in Bezug zu dem vorgenommenen Beispiel, wie eine bisher irrtümliche Anschauung korrigiert werden kann. Einige sagten sogar, das deutliche Wort gleich am Anfang der geäußerten Kritik war dringend notwendig, um die Emotionen zu durchbrechen. Bis auf fünf Personen wollten alle die Zusammenfassung und bedankten sich mit Worten wie beispielsweise, man habe bei dem Seminar gelernt, wie man mit Irrtum und Illusionen umgehen könne. Wieder andere sagten, sie seien gekräftigt gewesen. Insgesamt liegen mir bis zum Donnerstag der folgenden Woche nur positive Rückmeldungen vor.

Dann aber kam der Schlag. Uwe und Anneke verschickten ihre „Richtigstellung“ an alle Teilnehmer. Ab diesem Moment änderte sich die gesamte Einstellung zur Veranstaltung. Mehrere Teilnehmer schrieben fast in ähnlichen Worten wie in dem besagten Brief „Richtigstellung“ schärfste Vorwürfe an Heinz und forderten ihn auf, sich von allen Aktivitäten zurückzuziehen. Er sei eine höchste Gefahr für die Menschheit.

Für einen Berichterstatter ist dieser Moment der Umkehrung von einer natürlich positiven Stimmung zu einer heftigen und unübersehbar aggressiven Haltung kaum nachvollziehbar. Ebenfalls wurde Barbara in dem Schreiben von Uwe und Anneke sehr bedrängt, sie solle die Kontakt-Adressen herausgeben, denn man müsse auf breitester Ebene über Heinz und seine Schwarzmagie aufklären.

Der folgende Brief darf nun nicht öffentlich werden, denn er unterliegt dem Briefgeheimnis, obwohl ihn Uwe und Anneke weit über die Teilnehmer hinaus verbreiten. Rechtlich gesehen hat der Schreiber eines Briefes die Bestimmung, an wen er weitergesendet werden darf. Aus diesem Grunde muss ich diesen Brief rein inhaltlich bearbeiten und darf nur einige Kampf- und Schlagbegriffe nehmen, die diesen auszeichnen. Ich sehe die Darlegung aber als einen Wert für die Aufklärung für alle, die ihn erhalten haben, an, denn nach meiner Einschätzung enthält er höchste suggestive und manipulative Formulierungen.

Der Brief von Uwe und Anneke

Dieser Brief ist durch seine „ungefragte“ Versendung an die Teilnehmer ein Teil der gemeinsamen Gesprächsrunde in Veringenstadt geworden. Er wurde und wird an viele Personen, die gar nicht an der Veranstaltung waren, gesendet und gewinnt dadurch einen Öffentlichkeitscharakter.

Auf den ersten Blick handelt es sich bei diesem Brief um Werturteile. Für den Leser ist es schwierig, festzustellen, inwieweit diese Urteile auf Tatsachen beruhen oder nicht. Werturteile sind Bewertungen von Ereignissen oder Persönlichkeiten. Fehlt aber die Beschreibung der Vorkommnisse und Umstände oder auch die Beschreibung der Person, die bewertet wird, so bleiben Urteile mit hochgradig suggestivem Charakter und der Leser wird mit einer feststehenden Meinung bedrängt. Daher ist die vorangehende detaillierte Schilderung der Geschehnisse notwendig, um einen Einblick zu bekommen, welche Tatsachen stattgefunden haben und in welchem Zusammenhang sie stehen.

Ein genauer analytischer Blick entdeckt in diesem Brief Begriffe, die außerordentlich schwer zu deuten sind, wie beispielsweise Seelenraum, Schwarzmagie, Gegenseite und viele mehr.

Begriffsklärungen

Ein Vorwurf, der im Brief erhoben wird, ist der, dass Heinz Grill mit seiner Kritik in den Seelenraum von Anneke und Uwe eingedrungen sei. Was kann unter Seelenraum verstanden werden? Sicherlich ist der Raum, den die Seele eines Menschen einnimmt, wenig vergleichbar mit einem physischen Ort, den man betreten kann wie ein Zimmer. Vielmehr ist die Seele nach geisteswissenschaftlicher Vorstellung mit dem Bewusstsein und dem Kosmos in Verbindung stehend. Es wird auch beschrieben, dass die Seele des Menschen immer mit anderen Menschen in Verbindung steht, ob sie nun will oder nicht. Jede Begegnung zwischen Menschen betrifft alle Ebenen des Menschseins, also auch die seelische und geistige Dimension. Indem ein Mensch sich eine Wahrnehmung über den anderen Menschen aneignet, entsteht eine seelische Verbindung.

Anders wird der Begriff des Seelenraums von Uwe und Anneke verstanden. Er wird einzig mit einem unerlaubten Eindringen in diesen verbunden. Diese Formulierung erscheint sehr angstbeladen und ist nur im Sinne ihrer eigenen vorgelegten Meinung verständlich. Es lässt sich eine persönliche Verletztheit in allen Phasen des sechsseitigen Briefes erkennen, für die Heinz Grill verantwortlich gemacht wird. Ein inneres Phänomen, das sich im Brief kundtut, wird deutlichst nach außen projiziert. Beispielsweise wird aus der Verletztheit suggeriert, dass nur Heinz gesprochen habe, wobei aber die Tatsache, dass alle gemeinsam bei den Gesprächen teilgenommen haben, übersehen wird. Infolge der Tatsache, dass der ganze Ablauf des Wochenendes mit den vorgetragenen Inhalten des Briefes in keinster Weise kompatibel ist, entstand eine vollkommene Veränderung der zuvor aufgebauten Thematik.

Wenn man sich auf den Begriff Seelenraum einlässt, so kann folgendes Bild entwickelt werden, das zum Thema der Kritiknotwendigkeit und der Unterscheidungsbildung von Illusion und klarem Inhalt beitragen kann. Der Seelenraum eines Menschen wird dann besetzt, wenn falsche Vorstellung oder auch einseitig emotionale oder triebhafte Kräfte, die aus einem gebundenen Anteil des Menschen kommen, das Bewusstsein einnehmen. Falsche Darlegungen besetzten den Seelenraum, ihre Korrektur hingegen befreit diesen. Falsche Vorstellungen wirken im Sinne einer ganzheitlichen Psychosomatik als wesentliche Ursache von Krankheiten. Daher ist die Fähigkeit zur Kritik und zur Korrektur von illusionären und irrtümlichen Vorstellungen ein für die Zukunft sehr wertvolles, da prophylaktisch gegen Krankheiten wirkendes menschliches Vermögen.

Teilnehmer berichteten bis dato von der befreienden Wirkung der angebrachten Korrektur von Heinz, während Uwe und Anneke im Nachhinein mit ihrem Brief diese Korrekturen als ein unerlaubtes Eindringen in den Seelenraum darstellen. Demgemäß müssten die Teilnehmer alle falschen Vorstellungen, die in der Gesprächsrunde und in nachfolgendem Brief zum Ausdruck gekommen sind, unkorrigiert, kompromisslos und mit allen krankmachenden Wirkungen hinnehmen.

In der Folge der Ausführungen im Brief wird die Kritik von Heinz und diese Vorstellung des „Eindringen in den Seelenraum“ in direkte Verbindung mit schwarzmagischem Handeln gebracht.

Was ist Schwarzmagie und wie kommt sie zustande?

Laut Wikipedia bezeichnet der Begriff Praktiken, mit denen jemand einem anderen Menschen Schaden zufügen will. Dies geschieht bewusst, absichtlich und ohne Wissen des Betroffenen.
Nach Angaben der Geistforscher kann Schwarzmagie nur dann entstehen, wenn sie im Versteckten stattfindet, wenn sich der Ausübende also nicht zu erkennen gibt. Sie kann nicht zustande kommen, wenn in offensichtlicher Art und Weise, also in der direkten Begegnung Kritik erfolgt. Wenn Heinz in einer Veranstaltung durchaus einmal starke Kritik im Sinne einer „geistigen Ohrfeige“ erteilt hat, dann hat das nichts mit Schwarzmagie zu tun, sondern die Kritik kann einerseits im Sinne einer gewollten Korrektur angenommen werden oder anderseits durchaus eine Diskussion über den Sachverhalt eröffnen. In einer Gesprächsrunde muss man davon ausgehen, dass alle geäußerten Inhalte diskutierbar sind. Kritik aber sollte immer zur Sache gerichtet sein. Wenn sie mit vielen Werturteilen zum Persönlichen oder zum Menschen gesetzt wird, dann handelt es sich nicht um Kritik, sondern um Urteilerei, Abwertung und letztendlich sogar Zerstörung.

Äußert eine Person in direkter Weise Kritik, stellt sie sich im Dialog. Der Kritik Übende ist sichtbar, angreifbar. Er äußert sich gegenüber einer Szene und dadurch deckt er immer auf, selbst dann, wenn die Kritik schlecht ist. Anders ist der Schwarzmagier, der sich zurückzieht und unentdeckt bleiben will und muss. Er zersetzt den anderen. Er redet in Abwesenheit schlecht, projiziert das Böse auf den Menschen und will um seiner eigenen Schwäche willen den anderen zerstören. Schwarzmagie gibt es eigentlich nur bei Personen, die sich dem Dialog entziehen.

Heinz Grill machte ein Statement zu Uwes Buch, dass dieses für die Zukunft nicht geeignet sei. Er wurde von Teilnehmern nach dem Seminar gefragt, warum er das gesagt habe. Seine Antwort lautete wörtlich: „Es ist kein gutes Benehmen, schlecht über andere zu reden. Alle redeten schon davon, dass das Buch nichts werden würde. Das Wirtschaftskonzept von Uwe und der revolutionäre Zeitgeist können keine Zukunft haben. Ich möchte es nicht, dass im Hintergrund geredet wird. Deshalb konfrontierte ich mich und sagte es direkt. Ich würde es auch erneut in der Zukunft tun, wenn ich merke, dass schlecht geredet wird. Dafür nehme ich die Prügel entgegen.“ Die Aussage von Heinz, dass aber gerade das Buch für Uwe keine Zukunft habe, wurde Heinz in dem Brief als schwarzmagische Tat angelastet.

Im Brief ist die Rede von einem Gesetz, das Heinz sehr schwer verletzt habe. Nun habe ich leider als Autor dieses Schreibens von einem Gesetz, dass man auf einen dargelegten Beitrag oder ein Buch keine Kritik anbringen darf, noch nie gehört. Ein Teilnehmer berichtete mir, dass dieses Gesetz, das hier erwähnt wird, sogar rituell untereinander gepflegt wird. Dabei umarmt man sich lange und sagt, ich werde nie ungefragt gegenüber dir Kritik äußern. Von diesen eigenartigen Praktiken, die an einen Art Schwur erinnern, habe ich noch nie bei Rudolf Steiner oder einer anderen spirituellen Schrift gelesen. Jedenfalls lässt sich als außenstehender Leser des Briefes dieses so eigenartige Gesetz nicht erfassen. Es wirkt hochmanipulativ, wenn man von einem geistigen Gesetz spricht und dabei verschweigt, dass man es selbst autorisiert hat. Es ist noch von weiteren Gesetzen die Rede, die zusätzliche Schuldsprüche beinhalten, in denen die beiden hoffen, dass Heinz Grill vom Gesetz des Geistes bestraft werden wird. Indem die Schreiber des Briefes diese eigenartigen Gesetze aufstellen, entziehen sie sich jeder Kritik und auch jeglicher Verantwortung.

Mittelalterliche Bannsprüche

Sehr geballt steigern sich die Aussagen im Brief zum Ende hin. Schließlich wird Heinz Grill ein In-Beziehung-Treten zu anderen Menschen untersagt. Für den Leser wirken diese selbst autorisierten Gesetze und Untersagungen des Briefes wie mittelalterliche Bannsprüche. Diese werden, so ist dem Brief zu entnehmen, im Namen der Anthroposophie getätigt. Heinz Grill durchkreuzt die hohe Weltenmission, die Uwe und Anneke für die Zukunft ausführen, und deshalb ist er der Widersacher oder, wie man es anders ausdrückt, der Teufel.

Die psychiatrische Begutachtung zu diesen Formulierungen wäre dienlich, wurde aber durch Nicht-Zustimmung von Uwe und Anneke abgelehnt. Daher wird sie hier nicht dargestellt. Die Auseinandersetzung, wie weit die Realität mit diesem Brief noch in einer gesunden Wahrnehmung liegt, kann sich jeder, der ihn erhalten hat, selbst aneignen.

Meine Recherchen ergaben auch, dass die Lüge der Boden jeglicher Schwarzmagie und nur durch diese möglich ist. Sie bedient sich eines einseitigen und untergründigen Willenspotentials mit vielen das Unbewusste ansprechenden Suggestivsätzen. Sie verhindert Aufklärung, geordnete Vorstellungstätigkeit und vor allem Dialog.

Es ist erstaunlich, wie viele Suggestivfragen sich in diesem Brief befinden. Meiner Zählung nach sind es mehr als 20. Der Charakter der Suggestivfrage ist deshalb so sehr bedenklich, da die Frage in sich die Antwort enthält und der Leser, ohne es zu bemerken, eine Manipulation aufnimmt. Diese Fragen regen also nicht das Denken an, so wie das explizit im letzten Satz des Briefes formuliert ist, sondern tragen die Intention der Manipulation des Lesers in sich.

Weiterhin enthält der Brief den Vorwurf, Heinz wende psychologische Methoden an und zerstöre die persönlichen guten Kräfte des Menschen, um ihn dann, wenn er am Ende ist, in sein System einzubauen. Woher stammt die Aussage? Von welchem System und welchen Methoden ist hier die Rede? Der Leser bekommt den Eindruck, die Veranstaltung sei ein höchst manipulatives Psycho-Seminar gewesen, bei dem es nur darum ging, Menschen fertig zu machen, sie ihres Bewusstseins zu berauben und mit Drogen oder drogenähnlichen Suggestivstoffen vollzupumpen. Die Tatsachen lassen nicht den geringsten Verdacht aufkommen, dass diese Aussage einer Wahrheit nicht gerecht wird. Da sie jeglicher Grundlage entbehrt, wäre sie rein nach juristischer Sicht unterlassungspflichtig mit Schadensersatzanspruch.

Wirkungen, die der Brief auslöste

Es bleibt als einziger Inhalt die Verdammnissprüche mit ihrer die Persönlichkeit zerstörenden Wirkung. Heinz Grill wird durch diese Bannsprüche entmündigt und ausgeschaltet. Ihm wird keine Entwicklung mehr zugestanden. Scheinbar bleibt ihm für seine Zukunft nur der vollkommene Rückzug oder gar der Suizid. Er darf nicht in Beziehung gehen, denn damit würde er als wahrnehmender und empathischer Mensch sofort in den Seelenraum des anderen eindringen. Eine Zusammenfassung für die Teilnehmer zu schreiben, ist ihm daher genommen. Denn so wie eins plus eins zwei ist, so sicher ist es, dass geistige Inhalte und authentische Aussagen auf die Seele wirken. Damit ist Heinz Grill seiner Berechtigung als geistiger Lehrer und auch als Mensch entledigt worden. Dies bedeutet Auslöschung.

Heinz Grill und Barbara H. erkrankten im engen zeitlichen Zusammenhang schwer. Die Reaktionsweise und die Art der Erkrankung von Heinz stehen nach meiner Einschätzung eindeutig im Zusammenhang mit den Geschehnissen. Lügen, Manipulationen und Verleumdungen rauben dem Menschen seinen Stand und wirken krankmachend bis in das Körperliche hinein. Ein gesundes Immunsystem reagiert auf diese schädlichen Einflüsse. Die Erkrankung von Barbara sehe ich im Zusammenhang mit einem Übernahmeangebot, das Uwe ungefragt an sie stellte und das etwa so lautete: Wenn dich Heinz rausschmeißt, dann komm zu mir. Neben einer übergriffigen Gewinnabsicht, die hier zum Ausdruck kommt, wird auf suggestive Weise Spaltung gesetzt. Es kann durchaus sein, dass Uwe eine schöne und tragfähige Beziehung, wie er sie zwischen Heinz und Barbara wahrgenommen hat, nicht kennt oder nicht ertragen kann und daher diese zerstören will.

Zwei Personen, die diesen Brief unabhängig von den Teilnehmern erhalten haben, fragten um ärztliche Behandlung, da sie in erhebliche Schlaflosigkeit gerieten. Das anfänglich gut angegangene Seminar und der Aufbau, der durch die Übungen stattgefunden hatte, wurde ausnahmslos gelobt. Der Brief jedoch zerstörte jeglichen Dialog und eine Zukunftsperspektive. Er führte zu Abspaltungsprozessen deutlichster Art.

Nach meiner persönlichen Einschätzung müsste eine Auseinandersetzung auf breitester Ebene stattfinden. Diese ist aber meines Erachtens nur möglich, wenn sich Anneke und Uwe einem Dialog stellen. Sie müssten des Weiteren ihre Kritikunzugänglichkeit überwinden und einmal damit aufhören, ihre Teilnehmer an sich zu ketten. Aktuell macht es aber den Anschein, dass gerade Uwe und Anneke jeglichen Dialog verhindern wollen. Sie fühlen sich als weltenberufene Lehrer. Fehlt die Kritik an Uwe und Anneke, ihrem vorgelegten Schreiben und ihren geäußerten Visionen, sehe ich darin eine hochkarätige Gefahr für die Zukunft, denn solch vernichtende Urteile und falsche spirituelle Wahrheitsansprüche haben schwere Folgewirkungen auf alle, die damit in Berührung kommen. Der Brief jedenfalls wirkt spaltend, traumatisierend und verhindert Zukunftsperspektiven.