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Kritik – über ihren Wert und Auswirkungen auf die Gesundheit

Es wird wohl kaum einen Menschen geben, der noch nie Kritik bekommen oder einem anderen gegeben hat. Sie ist etwas, was zum Leben dazugehört und nimmt idealerweise einen ganz natürlichen Platz in unserer Gesellschaft ein. Sie hat eine ordnende Funktion unter Menschen und wäre es verboten, sie über bestimmte Personen oder Dinge auszuüben, müsste zurecht die Frage auftauchen, ob autoritäre oder gar totalitäre Verhältnisse vorliegen. Dem Menschen jedenfalls gilt die Kritik – wie auch auf wikipedia nachzulesen ist – als eine der wichtigsten menschlichen Fähigkeiten.1

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Zunächst erscheint es erforderlich, verschiedene Formen von Kritik zu unterscheiden bzw. von dem Ideal der konstruktiven Kritik abzugrenzen. Übt ein Mensch Kritik an einer Sache oder an den Äußerungen einer Person, kann dies im Sinne der Korrektur konkreter Punkte sehr wertvoll sein. In der Mitte steht die Sache selbst, die mit der Kritik angesprochen wird. Umso sachlicher und objektiver diese zur Darstellung kommt, umso besser kann sie von allen Beteiligten angeschaut werden. Wird beispielsweise in einer Gesprächsrunde ein gemachter Beitrag in der Weise kritisiert, dass dieser mit Informationen überladen und deshalb schwer wirke und es an Beziehungsaufnahme zu den Zuhörern mangle oder dass ein Inhalt an einer bestimmten Stelle nicht passe, bleibt das auf einer Sachebene, ohne verletzend zu wirken.

Abzugrenzende Formen

Anders verhält es sich bei Kritikformen, die direkt an der Person festgemacht werden. Wie oft wird beispielsweise über einen anderen Kollegen, ohne dass dieser anwesend ist, geurteilt und gelästert. Da er aber hinter seinem Rücken in Misskredit gebracht wird, hat er keine Chance, sich im Dialog zu stellen und eine Standposition einzunehmen. Das benachteiligt ihn. Wenn man davon ausgeht, dass jeder Gedanke, jedes Werturteil und jedes Gefühl, das ein Mensch gegenüber einem anderen hervorbringt, eine aufbauende oder destruktive Wirkung auf den anderen hat, werden versteckte lästerliche Äußerungen sehr negativ auf den Betroffenen zurückwirken. Beispielsweise wird er sich in der Folge in seinem Kollegenkreis, der sich in dem Wissen über die Lästerei wie zusammengeschlossen hat, sehr schwer tun, einen Stand aufzubauen und nicht mehr richtig in den Arbeitszusammenhang finden. Spaltungsprozesse, Unruhe und nervliche Verausgabungen werden die Folge für ihn sein.

Werden Werturteile öffentlich mit der Absicht einer persönlichen Schmähung oder Diffamierung geäußert, geht es nicht um objektive Kritik mit Dialogbereitschaft in der Sache selbst, sondern einzig um Abwertung der Persönlichkeit. Weltverschwörer, Rechtsradikaler, Sektenmitglied oder Widersacher sind moderne Formeln dieser Schmähkritik. Gesundheitlich erleben Betroffene hierdurch eine Art innere Schwächung und Aushöhlung. Sie verlieren das natürliche Gefühl, sich als persönlicher Teil eines Ganzen wahrzunehmen. Sie werden ausgeschlossen. Solche Diffamierungen wirken spaltend unter Menschen. Nicht selten können solche Trauma auch zu Depressionen oder gar – wenn sie anhaltend sind – zum Suizid führen. Herabwürdigen und lästern über andere haben nichts mit dem ursprünglichen Begriff Kritik gemeinsam.

Mögliches Ideal der Kritik und wie sie zustande kommt

Etymologisch stammt der Begriff Kritik von dem griechischen Wort kritiké und trägt die ursprüngliche Bedeutung „Beurteilungskunst“ in sich. Vom Wortstamm her leitet es sich von krinein ab, was so viel wie trennen und (unter-)scheiden heißt. Beides erscheint aufschlussreich. Wenn von einer Kunst die Rede ist, kann deutlich werden, dass Kritik nicht etwas ist, was in banaler Weise, schnellfertig oder beliebig sein kann. Vielmehr setzt eine künstlerische Fähigkeit eine längere Auseinandersetzung, mit der Zeit entwickelte Fertigkeiten und sehr viel Üben voraus.

Kritik entsteht idealerweise aus zuvor stattgefundenen Wahrnehmungsprozessen. Der Mensch muss hierzu in Beziehung treten mit der Sache, der Handlung oder Äußerung einer anderen Person. Er nimmt sensibel wahr, stellt sich Fragen: Um was handelt es sich? Was sind die Kernaussagen? Wie steht die Äußerung in Verbindung mit anderen Aussagen? Fehlen diese vorangehenden bewussten Prozesse oder finden sie nicht in einer ausreichenden Objektivität statt, kommt meist nicht Kritik, sondern eine Projektion zum Ausdruck. Bei dieser werden eigene negative, aber meist unbewusste Eigenschaften verbal auf das Gegenüber übertragen. Subjektiv gefärbte anstatt möglichst objektiv erarbeitete Aussagen werden hierbei getätigt. Fundierte Kritik bedarf aber der Differenzierung von dem, was eigene Anteile oder subjektive Interpretationen sind, zu dem, was die andere Person wirklich zur Aussage bringt. Die oben erwähnte etymologische Wurzel des Begriffes Kritik weist auf die Bedeutung dieser Unterscheidung hin.

Die für eine sozial förderliche Kritik notwendige Unterscheidungsfähigkeit erstreckt sich weiterhin auf die Beurteilung der Sache selbst. Diese Anschauungsbildung bedarf einerseits einer unmittelbaren Aufmerksamkeit zur Sache hin sowie gedanklicher und empfindsamer Regsamkeit. Andererseits sind Fachkunde im Thema und ein Sinn für das, was Entwicklung und ein Gesamtes sein können, von größter Bedeutung. Schließt eine Handlung beispielsweise andere aus oder ist eine Äußerung mehr von einer subjektiven Illusion geprägt, zeigen sie sich für die Entwicklung des Gesamten nicht förderlich. Sie sind mehr von einem eigennützigen Motiv geprägt. Zu unterschieden, was im Sinne einer klaren Aussage oder Handlung aufbauend für eine Gesamtes und was andererseits im Sinne der Illusion hemmend auf die Entwicklung wirkt, stellt eine große Herausforderung für den Menschen und seine Fähigkeit, Kritik zu äußern, dar.

Heinz Grill, der die Phänomene der Welt auch von der seelisch-geistigen Wirklichkeit her erforscht, stellt eine sehr positive Sichtweise zur Kritik dar:

Kritik ist in jeder Weise wünschenswert, denn sie führt Menschen zueinander und erschafft in ihrer Konstruktivität neue Möglichkeiten.“2

Konstruktive Kritik wirkt demnach verbindend. Sie bringt Menschen zueinander, indem sich der eine über den anderen eine Anschauung bildet und mutig in Beziehung tritt. Wird Kritik geäußert, bezieht sich diese aber nicht nur auf das, was oder wie aktuell etwas getan oder gesagt wurde, sondern auch auf die Zukunft. Der Kritik Äußernde bildet sich nämlich auch Gedanken und Vorstellungen, was noch fehlt, damit eine Sache oder Person zu Verbesserungen gelangt und wie Möglichkeiten der Entwicklung für den anderen entstehen können. Falsches kann durch Kritik in aufbauender Weise an die richtige Stelle gebracht werden. Korrektur führt zu einer größeren Objektivität und Richtigkeit. Und so wie ein Schüler, der glaubt, dass drei plus zwei vier sind, korrigiert werden muss, wenn er in der Mathematik Fortschritte machen will, so ist jede Kritik und richtige Einordnung von einem subjektiven Irrtum eine befreiende Gelegenheit, sich in der Entwicklung in eine größere Objektivität und Gültigkeit zu bewegen.

Kritik kann Standpositionen fördern

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Es ist ein häufiges Phänomen, dass auf Veranstaltungen, ganz besonders wenn es um spirituelle oder auch energetisch-esoterische Themen geht, nach einem Beitrag eigenartige Stimmungen und auch Gruppengefühle entstehen. Die einen sind euphorisiert und aufgeladen, andere fühlen sich vereinnahmt und beklemmt. Was ist die Ursache und was wurde ausgesagt? Was hat man wahrgenommen? Traut man sich nun, seinen Eindrücke im Sinne einer Kritik zu äußern oder überlässt man diese lieber einem anderen oder ist Kritik gar nicht gewollt, weil sie die harmonisch-friedlich wirkenden Verbundenheitsgefühle in der Gruppe stören könnte? In solch einer Situation besteht für den Betroffenen die Gefahr, seinen gesunden Stand zu verlieren und sich und seine Wahrnehmungen im Kollektiven aufzugeben.

Macht man sich hingegen mit dem Wert einer konstruktiven Kritik vertraut, fasst man leichter den Mut, diese auch zu äußern. Kritik räumt beiden, also dem, der sie äußert und auch dem, der sie entgegennimmt, einen freieren und besseren Stand ein. Sie wirkt reinigend auf die Atmosphäre. Sie bringt eine größere Ordnung. Wird sie nicht geübt, wenn sie aber notwendig wäre, bleibt etwas Falsches oder Illusionäres stehen. Oft reagiert der Mensch dann mit Unruhe und disharmonischen Gefühlen, weiß aber nicht so recht, woher und wie das zustande gekommen ist.

Kritik führt nicht zu Polarisierungen oder Verhärtung, sondern sie stellt ein adäquates Mittel für einen zusammenführenden Dialog und ein gegenseitiges Wahrnehmen dar. In diesem Zusammenwirken kann der Einzelne besser den individuellen und doch in Objektivität gegründeten Standpunkt finden. Mit der Fähigkeit zur Kritik entstehen Beziehung und großartige Lernschritte in der Entwicklung, für den, der sie leistet und für den, der sie empfängt.

Gesundheitliche Wirkungen

Für den, der Kritik in weisheitsvollem Sinne übt, stellt der komplexe Vorgang von gegenwärtiger Wahrnehmung über differenzierte Anschauungsbildung bis zur sozial integrierbaren Äußerung der Kritik eine große Leistung des Bewusstseins dar. Sehr erfrischend wirkt diese auf die neuronalen Strukturen unseres Gehirns. Fachkunde, Vorstellungen von Idealen und soziale Kompetenzen werden gefördert.

Zur Kritik ist es notwendig, einen konkreten und inhaltlichen Sachbezug herzustellen. Werden anschauliche und logische Inhalte in geordneter Weise in Beziehung gebracht, entsteht immer eine beruhigende und stärkende Wirkung auf die Herzorganisation und die Mitte des Menschen. Er kann sich mit einer eigenen Standposition und in regsamen und geordneten Kontakt mit seiner Außenwelt bewegen. Überspannungen im Herzbereich und in den Kreislaufgefäßen normalisieren sich.

Weitere ordnende Prozesse kommen für den, der eine Kritik annimmt, hinzu. Ganz allgemein kann davon ausgegangen werden, dass falsche Vorstellungen oder Handlungsweisen eine krankmachende Wirkung zur Folge haben. Hat man beispielsweise die Vorstellung, die eigene Innenwelt sei das Maß aller Dinge, in die man sich zufrieden mit sich selbst zurückziehen kann, wird man in sich eine illusionäre Bindung pflegen und sich zunehmend abkapseln. Man schließt sich von einem objektiven Ganzen und von einer universal gültigen Entwicklungsidee ab. Das Immunsystem verliert in dieser Subjektivität seine individuelle Kraft, sich mit dem, was von Außen an den Menschen herantritt, in produktiver Weise zu konfrontieren und auseinanderzusetzen. Es wird inaktiver. Schließlich wird man jegliche Kritik von Außen als schwere Bedrohung wahrnehmen.

Können hingegen falsche Vorstellungen korrigiert werden, fügt sich der Mensch wieder in eine größere und universal gültige Objektivität ein und öffnet sich damit ordnenden Kräften, die seine Gesundheit positiv beeinflussen können. Sein Immunsystem wird aktiver, wacher und neu eingestimmt. Es wird von subjektiven Einhüllungen befreit. Damit kann es wieder natürlicher auf von Außen Kommendes reagieren. Kritik wird dann nicht mehr feindlich gesehen, sondern als Möglichkeit zur Entwicklung integriert.

Aus gesundheitlicher Sicht ist es erwähnenswert, welche Wirkungen unterlassene Kritik haben kann. Was passiert, wenn ein Mensch bei einem anderen etwas wahrnimmt, was nicht stimmig, sondern unsolide ist? Ein Beispiel: Man hilft bei einer anderen Familie im Haushalt aus und bekommt mit, dass viel zu viel gekocht wird und deshalb in der Folge sehr viel von den zubereiteten Speisen weggeworfen werden muss. In der weiteren Auseinandersetzung kommt man zu der Anschauung, dass der andere hier einen Fehler macht. Wenn man diese objektiv als Verschwendung einzuschätzende Tatsache nun nicht anspricht, keine Kritik leistet, dann steht man nicht zu seiner Wahrnehmung und Anschauung. Man muss diese abspalten und ignorieren. Hierin gibt man einen Teil von sich auf. Man beschwichtigt sich vielleicht mit den Worten: „Da kann ich eh nichts ändern. Die machen das ihre, ich mache es bei mir anders. Daher kann ich nur Abstand nehmen.“

Im Frühjahr eine der ersten Blüten: Primeln

Wiederholen sich solche Erlebnisse in ähnlicher Art, geht dieser Mensch mit der Zeit über in eine Selbstaufgabe. Er zieht sich mit seinen Möglichkeiten zurück und erlebt sich nicht mehr in ausreichender Selbstwirksamkeit. Er steht wiederholt Phänomenen im Außen gegenüber, durch die er eigentlich in seinen inneren Werten und Idealen verletzt wird. Indem er aber diese Verletzung nicht ausreichend wahrnimmt oder meint, mitmachen zu müssen oder nichts ändern zu können, akzeptiert er dieses gewissermaßen ihm fremd Seiende und verleugnet sich selbst. Das schwächt sein Immunsystem in der Weise, dass es wie blind wird und im Körper auftretendes Fremdes ebenfalls toleriert. Es erkennt dann beispielsweise Tumorzellen nicht als Schädliches und reagiert nicht mehr ausreichend. Falsche Toleranz gegenüber diesen kann zu Krebserkrankungen führen.

Wie geht man mit Kritik um?

Günstig und gesund ist es, wenn der Mensch mit einer ihm natürlich innewohnenden oder auch durch Übung erlernten Konfrontationskraft jeglicher Kritik mutig entgegentritt. Er wird dann sehr sachlich mit ihr umgehen und sie nicht zu stark in sein Innenleben hineinnehmen. Vielmehr wird er sich bewusst mit ihr auseinandersetzen und sie dankbar für zu tätigende Lernschritte annehmen und integrieren. Nimmt man Kritik einseitig persönlich, dann gleitet sie stark nach Innen in die Psyche hinein. Man beginnt darüber zu brüten und sich zu grämen. Dabei sieht man aber nicht mehr die mögliche Objektivität und Berechtigung einer Kritik, sondern man sieht nur sich selbst. Dies meist im dem Sinn, dass man sich als Opfer fühlt, das benachteiligt, missverstanden oder ungerecht behandelt wurde.

Überwiegt das unsachliche persönliche Verletztsein, verweigert der Kritisierte meist jeden weiteren Dialog. Er zieht sich zurück und gewinnt damit eine Machtposition, in der er sich als Opfer in der Rolle des moralisch Überlegenen wägt. Hierin liegt größte Aggression. In ganz extremen Fällen, in denen Kritikunzugänglichkeit und Wahrheitsansprüche mit pseudoesoterischen Wahngebilden einhergehen, steigert sich die Aggression zu umfangreichen Vernichtungsfeldzügen gegen den oder die Menschen, die Kritik geäußert haben.

Ausblick

In der gegenwärtigen Zeit erscheint der Mensch von Spannungszuständen infolge von traumatisierenden und spaltenden Ereignissen geschwächt und in sich zurückgezogen. Andererseits sucht er nach neuen Verbindungen. Wenn oft von Krisenjahren die Rede ist, in denen Altes und Unbrauchbares abgelegt und Neues in die Geburt kommen kann, ist es dringlich, dass Irrtümer, illusionäre Bindungen und falsche Erwartungen des Einzelnen erkannt und aufgedeckt werden. Da der Mensch ein Wesen mit sogenannten blinden Flecken ist, der Blick zum Mitmensch oft objektiver ausfällt als zu sich selbst, ist die Möglichkeit der gegenseitigen erbaulichen Kritik ein fortschrittliches Mittel hin zu einer idealeren und universal-gültigeren Zukunftsperspektive. Kritik ist daher nicht Kampfmittel, um gegen andere vorzugehen, sondern sie schafft wieder Beziehungen zwischen Menschen. Bei Kritik geht es prinzipiell nicht um persönliche Dinge, sondern sie wird als ein natürlicher Baustein im Ringen um Inhalte, die für die Zukunft sinnvoll sind, integriert.

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Kritik – abgerufen am 11.3.2024 ↩︎
  2. Heinz Grill: Die Kunst der freien Spiritualität – Personenkult und die Bedeutung des Guru, Artikel vom 20. Juli 2019, abgerufen am 11.3.2024 unter https://heinz-grill.de/yoga-personenkult/ ↩︎

Aktive Bewusstseinsbildung führt zu einer positiven Anregung des Immunsystems

Wie steht das Bewusstsein des Menschen mit seiner Immunkraft im Zusammenhang? – Diese Frage kann eine sehr interessante Auseinandersetzung gerade im Zusammenhang mit den aktuellen Zeitphänomenen eröffnen. Einerseits schwächt sich das Immunsystem, wenn das Bewusstsein mit Ängsten und Sorgen über eine längere Zeit beladen ist. Andererseits – und auf diesen Effekt soll in diesem gerade beginnenden Jahr ein besonderes Augenmerk gerichtet werden – ist es dem Menschen möglich, über sein Bewusstsein stärkend auf sein Immunsystem und, noch weiter gefasst, auf sein Integritätsempfinden einzuwirken. Die vom denkenden Bewusstsein getragene Auseinanderansetzung mit negativen Einflüssen gibt den besten Schutz vor diesen.

Bei einem Rückblick auf das vergangene Jahr ist festzustellen, dass im Zuge der Corona-Situation ein bislang unglaubliches Ausmaß an untergründigen Suggestionen und an mit moralisierendem Impetus verpackte Beeinflussungen auf den Menschen eingewirkt haben. Drei Beispiele: Kinder töten ihre Eltern und Großeltern, wenn sie nicht aufpassen! Gegen diesen Killervirus gibt es kein Immunsystem! Nur durch äußere Schutzmaßnahmen kann sich der Mensch ausreichend schützen! Diese drei Aussagen wurden und werden in Variationen pausenlos wiederholt und entfalten meines Erachtens ihre Wirkungen auf eine massiv manipulativ-suggestive Art und Weise, denn sie beruhen auf einer sehr einseitig materialistischen Anschauung. Diesen Aussagen zufolge hätte der Mensch weder eine Immunkraft noch ein Bewusstsein, mit welchem er sich eine umfangreichere und objektivere Sicht auf das Geschehen bilden könnte.  

Das Bewusstsein des Menschen umfasst einen bewussten und einen mehr unbewussten Anteil. Suggestionen wirken über das Unbewusste, denn sie werden eben nicht in vollbewusster Weise wahrgenommen, sondern dringen wie etwas Fremdes in den untergründigen, unterbewusst bleibenden Willen des Menschen ein. Die Suggestionen mit ihren falschen und manipulativen Inhalten beginnen in der Folge eine Fremdwirkung abzusondern, welche die Einstellungen und das Verhalten des Betroffenen lenken, jedoch ohne dass dieser es groß bemerkt. Der Mensch glaubt dann irgendwann, er sei eine Gefahr für andere und er müsse sich in seinen sozialen Kontakten zurücknehmen und zurückziehen, um niemand krank zu machen oder auch selber nicht angesteckt zu werden. Er fühlt sich aufgrund dieser falschen Vorstellungen konfrontiert mit einer ihn in Ohnmacht und Hilflosigkeit hineintreibenden Angst vor dem Virus oder Strafen und Denunziation. Schließlich muss er an der Impfung oder an äußeren Schutzmaßnahmen zwanghaft festhalten, da ihm die Idee, dass er ja über ein sehr kompetentes Immunsystem verfügt, abhanden gekommen ist. Bekannt ist, dass Rückzug und Angst, aber auch der Verlust des urbildlichen Vertrauens in die selbstbestimmte und als gekonnt erlebte Handlungskompetenz sehr negative Auswirkungen auf das Immunsystem haben. Auf den Menschen einwirkende Manipulationen und Suggestionen stehen am Anfang dieser Wirkungskette, bei der das geistbegabte Bewusstsein des Mensch wie ausgeschaltet wird.

Ängste und Suggestionen wirken vor allem über das sogenannte vegetative Nervensystem, das in autonomer, unbewusster Weise vor allem die inneren Organe steuert. Dieser Teil des menschlichen Nervensystems kann nicht direkt mit dem Bewusstsein angesteuert werden, macht sich aber bei Störungen mehr oder wenig deutlich bemerkbar. Ist es beispielsweise in Folge von lang anhaltenden Stress- oder Angst-Situationen ungünstig koordiniert, tritt eine sogenannte Sympathikotonie ein; das ist eine disharmonische Überspannung der sympathischen Nerven, dem Teil des vegetativen Nervensystems, der physiologischerweise die wachen, nach außen gerichteten mentalen und körperlichen Aktionsfähigkeiten steuert. Ist dieser Symphatikus überspannt, zeigt der Betroffene viele Symptome von Unruhe, Unwohlsein oder Unregelmäßigkeiten in Verdauung und Schlaf, auch erscheint seine Konzentrationskraft und psychische Spannkraft vermindert. Bei dauerhaftem Stress und anhaltender Sympathikotonie steigt weiterhin der Kortisol-Spiegel an. Das körpereigene Hormon Kortisol ist wiederum eng mit dem Immunsystem verknüpft. Seine Aufgabe besteht darin, überschießende Reaktionen des Immunsystems zu bremsen. Allgemein kann gesagt werden, dass Menschen mit hohem Kortisol-Spiegel über ein schwächeres Immunsystem verfügen.

Dem vegetativen steht das zentrale Nervensystem gegenüber, das mehr im Kopf und Rückenmark lokalisiert ist. Die Aktivität im zentralen Nervensystem steht in Zusammenhang mit dem aktiv-steuerenden, klaren und wachen Bewusstsein des Menschen, vor allem mit seiner Kraft des Denkens und der damit möglichen Fähigkeit der Wahrnehmung sowie der Anschauungs- und Vorstellungsbildung. Gerade diese Fähigkeiten erscheinen durch die Suggestionen und Ängste wie vernebelt und herabgemindert. Diese wirken, wie oben beschrieben über das Vegetativum und verhindern gerade jene logische und objektbezogene Ausrichtung des Denkens.

Um die unterschiedliche Wirkung dieser beiden Anteile des Nervensystems beispielshaft zu verdeutlichen, kann man sich folgende Szene vorstellen. Man sitzt abends im Zimmer, draußen ist es Dunkel und plötzlich hört man ein Geräusch. Kurze Zeit später weitere Geräusche. Der Sympathikus erhöht die Wachheit, die Wahrnehmungsfähigkeit der Sinne, man spitzt die Ohren. Blutdruck und Puls steigern sich. Eine Anspannung wird über das vegetative Nervensystem vermittelt. Bleibt die Ursache der Geräusche unklar, wird sich Unsicherheit und Angst einstellen. Fasst der Betroffene aber den Mut, der Ursache auf den Grund zu gehen, dann schaut er aus dem Fenster oder geht kurz hinaus. Wenn er die Katze entdeckt, die um das Haus geschlichen ist, dann hat er eine logische Erklärung für die Geräusche gefunden und seine Anspannung wird sich lösen. Mit Hilfe seiner mutigen Bewusstseinshaltung, die mit dem zentralen Nervensystem in Zusammenhang steht, ist er zu einer wachen und klaren Einsicht gekommen, welche die aus dem Vegetativum vermittelte Angst zurückweichen lässt. Durch das Ergreifen des aktiven Bewusstseins wirkt der Mensch Ängsten entgegen.

Im Zusammenhang mit der Corona-Situation ist jedenfalls festzustellen, dass die massiv gestreuten Angstsuggestionen den mehr unbewussten Teil des Bewusstseins besetzen und es wie mit einem  fremden Toxin vergiften. Dieser Bewusstseinsanteil ist daher unbrauchbar geworden, was den Menschen in eine große Erschütterung oder Verunsicherung bringt. Einerseits besteht die Gefahr von vegetativen Überlagerungen in Form von starken Spannungsgefühlen. Andererseits bedeutet die Unbrauchbarkeit des Unterbewusstseins, dass sich der Mensch auf vielleicht bislang als gut funktionierend wahrgenommene Verhaltensweisen nicht mehr verlassen kann, wenn diese mehr vom Unbewussten aus gesteuert wurden.

Zwei logische Schlussfolgerungen lassen sich aus der durch die Suggestionen erfolgte Kontamination des Unbewussten ableiten. Erstens dass der Mensch nun beginnt, all seine Verrichtungen, seine Beziehungen, sein Verhalten und seine Einstellungen mit mehr Bewusstsein zu durchdringen. Er nimmt sich vor, seine Beschäftigungen mit bewusster Aufmerksamkeit, intensiven Wahrnehmungen und mehr Gedanken zu begleiten. Mit großer Aktivität bildet er Vorstellungsinhalte, wie das Anstehende, z.B. das Treffen mit einem Bekannten oder die Zubereitung einer Mahlzeit, aussehen soll, was entstehen kann. Mit der Zeit gelingt es ihm dann immer mehr, seine Obliegenheiten bewusster im Sinne einer kreativen Gestaltungsfähigkeit mit Vorstellungen und Inhalten zu führen.

Nun kann es aber durchaus unter den gegenwärtigen Belastungen möglich sein, dass gerade diese bewusste und sinngebende Gestaltung des Lebens mit Inhalten außerordentlich schwer fällt. Daher erscheint eine zweite Konsequenz dringlich erforderlich. Möchte der Mensch seine Kreativität und vor allem seine logische Denk- und Vorstellungstätigkeit mehr zu einem Eingreifen bringen, gelingt ihm dies am besten, wenn er die in das Unterbewusste eingedrungenen schädlichen Suggestionen und die damit verbundenen falschen Vorstellungsbilder in das Bewusstsein anheben lernt. Er setzt sich intensiver auseinander, was er an Nachrichten, Meinungen, Halbwahrheiten oder gar Lügen und Projektionen aufnimmt. Er erkennt sie als solche, indem er seine Wahrnehmungen intensiver mit seinem Bewusstsein ergreift, diese hinterfrägt, Bezüge und Zusammenhänge zu anderen Sachverhalten auf Logik und Nachvollziehbarkeit prüft. Ähnlich wie das Immunsystem mit den in den Körper eingedrungenen Keimen eine Auseinandersetzung bewältigen muss, um zu erkennen, ob jene harmlos oder schädlich sind, so müsste der Mensch heute ein Bewusstsein im Sinne der Immunkraft entwickeln für alle über die Sinne aufgenommenen Eindrücke und „Eindringlinge“.

Indem der Mensch sein Bewusstsein damit aktiv ergreift, z.B. indem er logische Denkvorstellungen zu einer konkreten Sache entwickelt, auch oder vielmehr gerade wenn diese negativ anlastet, stellen sich erstaunliche Folgewirkungen ein, die hier ganz bewusst in eine Benennung kommen sollen.

Grundsätzlich wird mit der Aufmerksamkeit zu einer Sache das Bewusstseins weg vom Körper, seinen Befindlichkeiten und Ängsten gelenkt. Der Mensch muss sich selbst zu einem gewissen Teil verlassen, wenn er mit seiner ganzen Aufmerksamkeit hin zu dem gewählten Objekt der Auseinandersetzung geht. Indem aber das Bewusstsein in der konzentrierten Hinwendung freier wird vom eigenen Körper, dieser in Ruhe gelassen werden kann, können an diesem die sogenannten Lebens- oder Ätherkräfte freier fließen und arbeiten. Diese feinstofflichen Ätherkräfte des Menschen sind verantwortlich für die Koordination aller Lebensprozesse im Körper. Paracelsus hat diese organisierenden Lebenskräfte als den inneren Arzt, den Archeus, benannt. Gelingt dem Menschen eine im Außen gehaltende Konzentrationsphase in der Hinwendung zu einer Sache, so stärkt das seine Selbstheilungskräfte und damit sein Immunsystem.

Mit dem bewussten Konzentrationsaufbau hin zu einem Objekt nutzt und stärkt der Mensch sein zentrales Nervensystem. Wie oben bereits ausgeführt, setzt er damit allen aus dem Vegetativen aufsteigenden Kräften, beispielsweise Ängsten etwas entgegen, was eine harmonisierende und beruhigende Wirkung auf das vegetative Nervensystem zur Folge hat. Weiterhin ist mit jeder bewussten Wahrnehmungs-, Denk- und Vorstellungstätigkeit ein Lernprozess verbunden. Das Gehirn gewinnt an Plastizität und Kompetenz.

Lernen ist im allgemeinen ein Prozess, der mit dem Immunsystem sehr nahe verwandt ist. Lernen bedeutet, dass der Mensch einen Inhalt, den er über das Bewusstsein im Äußeren wahr- und aufnimmt, in sich eingliedert, verarbeitet und ihn schließlich wieder verfügbar macht. Durch die Auseinandersetzung mit einem Inhalt, den er noch nicht kennt, entsteht die als so wichtig einzuschätzende Bewusstseinsaktivität. Er stellt sich dem Objekt bewusst gegenüber und im Begegnungsfeld mit dem Objekt oder Gegenüber entstehen neue Wahrnehmungsvorgänge und neue Vorstellungen. Durch die bewusste Auseinandersetzung entsteht also etwas Neues. Diese neu entstehende Bewusstheit kann als eine neu hinzukommende Seelensubstanz bezeichnet werden, welche grundsätzlich wie ein Schutz für den Menschen wirkt. Ähnlich wie das Immunsystem durch seine intensive Auseinandersetzungsfähigkeit mit dem Erreger eine neue Immunantwort in Form von Antikörpern und Gedächtniszellen als Schutz für die körperliche Unversehrtheit bereitstellt, sind die aus der Auseinandersetzung mit einem Objekt selbst geschaffenen Wahrnehmungen, Vorstellungen und Anschauungen ein Schutz für den gesamten Menschen. Indem er durch eine bewusste Auseinandersetzung das Objekt erkennt und es damit gut einordnen kann, verliert es seine Bedrohlichkeit oder Gefahr, ähnlich wie beim Gewahr-Werden der Katze im obigen Beispiel.

Die Bewusstseinsbildung, die zu bislang unbekannten oder noch nicht bewusst verstandenen Objekten ausgerichtet ist, übersteigt das Bisherige und es entstehen hierdurch neue Licht- und Wärmeprozesse im Menschen. Wirksame falsche Denkvorstellungen, die durch Suggestionen aufgenommen wurden und das Unterbewusste wie verschlacken und vergiften, können als solche durch eine Licht ins Dunkle bringende Erkenntnisarbeit überstiegen oder ausgeschieden werden. Mit unserer Bewusstseinsarbeit erleichtern wir uns, wirken durchlichtend und schließlich entsteht durch unser „Helle-Sein“ auch ein persönlichkeitsreifender Faktor, der unseren Ich-Horizont erweitert und uns zu neuen Ich-Kompetenzen führt. Wir gliedern durch diesen Lernprozess von außen nach innen einen neuen Inhalt in unser Ich ein. Dieser entwicklungsförderliche Prozess durchwärmt uns, was sehr positive Anregungen für unser Immunsystem zur Folge hat.

Dies führt uns vor Augen, was aus den geisteswissenschaftlichen Forschungen von Heinz Grill bekannt ist. Er bezeichnet das Immunsystem als ein Integrationsorgan.1 Indem der heranwachsende Mensch eine Vielzahl von Infektionskrankheiten durchläuft, lernt sein Immunsystem. Es erweitert ständig seine Kompetenz. Neue Erfahrungen werden integriert. Das Immunsystem arbeitet nicht nur nach dem Prinzip der Abwehr, sondern es arbeitet sehr viel umfassender und muss in besonderem Maße die ganzheitliche Integrität des Menschen schützen. Integer sein bedeutet vollständig, unversehrt, unverletzlich zu sein. Integer oder immun sein bedeutet daher auch, dass der Mensch nicht in den Determinationen von Suggestionen und immunschwächenden Ängsten der Zeit stehen bleibt, sondern dass er durch ein logisch und objektbezogen denkendes Bewusstsein die leidvollen Geschehnisse der aktuellen Zeit erkennen und übersteigen kann. Auch negative Einflüsse oder besser ausgedrückt die daraus gewonnene Erfahrungen müssen integriert werden. Gerade diese können unser moralisches Empfinden durch Unterscheidungsbildung zwischen dem, was für Entwicklung und Gesundheit förderlich und was schädlich ist, stärken. Eine gelungene Integration aller Erlebnisse führt zu einem integeren Charakter, denn das Bisherige wird immer um neue Erfahrungen ergänzt und vervollständigt. Etwas Neues und zunächst Fremdes wird verarbeitet und kann dann in ein größer werdendes Ganzes eingegliedert werden. Die Immunkompetenz nimmt zu. Fehlende Integration hingegen führt letztlich zu Verdrängungen und Abspaltungen und damit in der Folge sehr häufig zu Krankheiten und weiteren  Schwächungen. Suggestionen können nicht direkt in gesunder Weise integriert werden. Entweder sie werden als solche mit dem Bewusstsein erkannt, bearbeitet und im Weiteren für eine Gewissensbildung benutzt, welche dann integriert werden kann oder sie verströmen sukzessive ihre unbewusst bleibende Giftwirkung und verursachen in der Folge schwerere  Krankheiten.

Die Immunkraft bezeichnet die Fähigkeit des Menschen, sich mit der Welt, mit dem Fremden in der Welt selbstentschieden und konstruktiv auseinanderzusetzen. Immunität, das Ergebnis einer guten Immun- und Bewusstseinsarbeit, bedeutet immer, dass wir vor etwas Fremden keine Angst mehr haben brauchen. Wir verlieren die Angst, wenn wir jenes Fremde, das von außen kommt und was wir auch an kollektiven Bindungskräften aufgenommen haben und in uns tragen, erkennen, wenn wir wissen, wie wir damit umgehen können und es – gerade wenn es etwas Unwahres ist – für eine Wahrheitsfindung nutzen können. Das Immunsystem hat die Aufgabe im Menschen, mit Fremdem in Kontakt zu treten und die errungenen Erfahrungen damit auch integrieren zu können. Im Immunsystem liegt die Kraft, sich der Welt gegenüberzustellen, sich aber weder fremdbestimmen zu lassen noch kämpferisch dagegen anzugehen. Nicht die blinde Übernahme der äußeren Einflüsse, sondern die logische Erkenntnis, welche durch eine eigenständig durchgehaltende und unabhängig denkende Konfrontation mit den äußeren Missständen gewonnen wird, ist die Bewusstseinstätigkeit, die die Immunkraft des Menschen stärkt. Diese ganzheitlich gedachte Instanz der Immunkraft muss idealerweise Eingriffe in die körperliche, seelische und geistige Integrität des Menschen erkennen und überwinden. Hierzu braucht der gegenwärtige Mensch eine Auseinandersetzungsbereitschaft und Führungskraft vom Bewusstsein her, um die suggestiv-manipulativ wirkenden und überfremdenden Einflüsse auf die seelisch-geistige Dimension seines Lebens in eine Anschauung zu bekommen. Das Bewusstsein kann als der Gegenspieler der Angst angesehen werden. Je mehr sich der Mensch beispielsweise einer Gefahr bewusst wird, desto weniger Angst muss er haben. Bewusstsein vertreibt Angst. Wenn nun Angst immunschwächend wirkt, dann ist es eine logische Konsequenz, dass die Aktivierung und Verstärkung des Bewusstseins die Angst vertreibt und damit immunstärkend wirkt.


  1. Heinz Grill: Erklärung, Prophylaxe und Therapie der Krebskrankheit, 2002, Seite 84
    https://stw-verlag.de/produkte/erklaerung-prophylaxe-und-therapie-der-krebskrankheit/ ↩︎